Es ist nicht allzu lange her, da durften wir den Vorgänger der aktuellen Qashqai-Generation testen, aber auch wenn jener damals einen positiven Eindruck hinterließ, kann das Facelift viele Aspekte davon problemlos in den Schatten stellen. Wir durften die überarbeitete Version der dritten Generation nun in der „N-Design+“-Variante mit Allradantrieb zur Testfahrt begrüßen.
Exterieur: Bekannter Ansatz, aber deutlich raffinierter





Der Nissan Qashqai hat sich besonders an Front und Heck bemerkenswert gemausert. Das vordere Ende des Fahrzeugs lässt zwar noch etwas vom Design von der Vorfacelift-Version erkennen, doch nun kann der Aufgefrischte problemlos die Blicke auf sich ziehen. Allein der deutlich größere Kühlergrill trägt hierzu einen beachtlichen Teil bei. Eine Hälfte des Tagfahrlichts wurde nämlich im Stil der Elemente des Grills gehalten, während der zweite Teil in Richtung der Motorhaube und Seitenschweller gestreckt wurde.
Die LED-Scheinwerfer befinden sich dazwischen. Auch die dreieckigen Lufteinlässe tragen maßgeblich dazu bei, dass der sportliche Aspekt nicht zu kurz kommt. Punkto Sportlichkeit tun die 20-Zoll großen Alufelgen in schwarz mit unlackierten Segmenten natürlich auch nicht weh. An den Seiten wurde kaum etwas im Vergleich zum Design des Vorgängers verändert, doch am Heck wurde nochmals ordentlich angepackt. Die markant bulligen Züge wurden verstärkt und besonders die Rücklichter profitieren von der neuen Lichtsignatur. Vor allem in der Abenddämmerung kann das Farbenspiel der Lackierung in Deep Ocean mit dem Leuchten der SUPER-RED LED-Rückleuchten beeindrucken und schafft gekonnte Kontraste.
Interieur: Die Materialwahl machts













Nimmt man hinter dem Lenkrad Platz fällt einem eines schnell auf: Alcantara-Applikationen wurden hier überall angebracht, wo man häufig hinsieht oder -greift. In Kombination mit vergleichsweise vielen, echten Knöpfen und Reglern kann der Innenraum des neuen Qashqais somit nicht nur optisch, sondern auch haptisch aufwarten. Funktionen wie die Steuerung der Klima haben sich schon häufig als Ablenkung und eher störend herausgestellt, wenn sie ausschließlich via Touchscreens (in etwaige Untermenüs gepackt) erfolgen – schön, dass man hier auf eine intuitive Bedienung setzt.
Ebenso sind am Lenkrad Tasten verbaut, wodurch unbeabsichtigtes Betätigen fast vollständig eliminiert wird und mal wieder der Fokus auf Anwenderfreundlichkeit gelegt wurde. Aber nun weg von den Materialien und hin zum Sitzkomfort. Die Sitze der ersten Reihe verfügen über ausreichend Seitenhalt und sind auch wirklich bequem gestaltet, nur eine vergrößerte Oberschenkelauflage wäre hier noch wünschenswert. Im Fond reist es sich ebenfalls bequem, da hier ausreihend Kopf- und Beinfreiheit zur Verfügung steht. Dank der Ausstattungslinie trägt hier auch ein Panorama-Glasdach zum freizügigen Raumgefühl bei. Ebenso kommt eine Bose-Soundanlage hinzu, die für den besten Klang im Innenraum sorgt. Das Infotainmentdisplay mit 12,3-Zoll Diagonale konnte uns mit guter Auflösung überzeugen, doch die Qualität der 360-Grad-Außenkameras könnte noch etwas raufgeschraubt werden. Dafür sind die allseits beliebten Google-Dienste direkt installiert, was selbstredend auf die Pro-Liste des Facelifts fällt. Der Kofferraum fasst mit 455 Litern Volumen in der Basis auch problemlos größeres Gepäck.
Fahrverhalten: Wäre Upsizing oder mehr Drehmoment die Lösung? Oder das Diesel-Comeback?
Angetrieben wird die Testversion von einem 1,3-Liter Vierzylinder-Turbobenziner mit 158 PS (116 kW) und 270 Nm. Unterstützung erhält der Verbrenner von einem Elektromotor mit 5 PS (3,6 kW) und 19 Nm an, womit hier die Rede von einem Mildhybrid-Antriebsstrang ist. Die Kraft wird über ein stufenloses Automatikgetriebe (Xtronic) an alle vier Räder übertragen. Für den Sprint aus dem Stillstand auf 100 km/h benötigt der Japaner 9,9 Sekunden.
Der kombinierte Benzinverbrauch liegt laut Hersteller bei 6,9 Litern pro 100 km. Im Testbetrieb genehmigt sich die Testversion im Drittelmix bei vorausschauender Fahrweise rund 3-4 Liter pro 100 Kilometer mehr. Die Mildhybrid-Version mit Allrad kämpft mit einer deutlichen Anfahrschwäche, hier würde das Aggregat mehr Drehmoment bzw. auch mehr Hubraum benötigen. Eine Diesel-Alternative wurde leider aus der Motorenpalette gestrichen, denn auch diese würde dieses Problem gekonnt beseitigen.
Abgesehen vom doch recht hohen Kraftstoffverbrauch kann das Facelift-Modell mit reichlich anderen Qualitäten und Fahrkomfort punkten. Das Fahrwerk dämpft alle kleineren Unebenheiten, sodass nur recht grobe Unebenheiten in das Cockpit durchdringen. Die Kombination aus Komfort und Sportlichkeit des Fahrwerks merkt man auch in engen Kehren, denn hier kommt es kaum zu Wankbewegungen, sodass der geliftete Qashqai reichlich Fahrspaß bietet. Auch die direkte Lenkung unterstreicht den Eindruck und liefert ein sicheres Gefühl hinter dem Volant. Zu guter Letzt funktionieren auch die zahlreichen Assistenzsysteme wie gewünscht und führen dabei keine unvorhersehbaren Aktionen aus.
Fazit:
Der frisch geliftete Nissan Qashqai kann besonders bei der Optik und der Materialwahl im Innenraum glänzen. Auch das Platzangebot und Kofferraumvolumen passen bestens ins Gesamtpaket und machen den Qashqai sehr familientauglich. Leider fehlt es der getesten Version besonders im Drehzahlkeller an Drehmoment, sodass der Testverbrauch zweistellig ausfällt und man mit einer Anfahrtsschwäche kämpft. Dies könnte man mit zusätzlichem E-Boost beheben bzw. wäre auch der altbekannte Selbstzünder eine clevere Lösung, doch diesen hat man aus dem Antriebsportfolio verbannt.
Summa summarum ist der geliftete Qashqai eine gelungene Fortsetzung des Erfolg-SUVs aus dem Hause Nissan und kann den Vorgänger an unzähligen Punkten übertreffen – und das zu gesenkten Preisen.
Was uns gefällt:
- Die frische Optik – besonders die Front- und Heckleuchten
- Die physischen Knöpfe und Drehregler
- Die hochwertige Materialwahl und Verarbeitung im Interieur
Was wir noch verbessern würden:
- Den Testverbrauch
- Zusätzliches Drehmoment für das Aggregat
Factbox: Nissan Qashqai N-Design+ 1,3 DIG-T Mild Hybrid Xtronic 4×4
Motor/Antrieb
Motor: Viertakt-Ottomotor mit Turboaufladung
Hubraum: 1.332 ccm
Benzin-Aggregat: Leistung kW/PS: 116 kW/ 158 PS
Elektro-Aggregat: Leistung kW/PS: 3,6 kW/ 5 PS
Drehmoment Benzin-Aggregat: 270 Nm
Drehmoment Elektro-Aggregat: 19 Nm
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: Stufenloses Automatikgetriebe (Xtronic)
0-100 km/h: 9,9 Sekunden
V-Max: 190 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 6,9 L/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 10-10,4 L/ 100 km
CO2-Emissionen: 154-157g/ km
Reifen/Felgen/Bremsen
Bremsen: VA: Scheibenbremsen innenbelüftet HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 235/45 R20
Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.594 kg
L/B/H: 4,425/1,835/1,625 m
Radstand: 2,665 m
Tankinhalt: 55 Liter
Kraftstoff: Super 95
Kofferraumvolumen: 455-1.379 Liter
Preise
Nissan Qashqai zu haben ab: € 33.651,55,-
Nissan Qashqai N-Design Mild Hybrid Xtronic 4×4 zu haben ab: € 47.890,-
Preis Testfahrzeug inkl. NoVa und MWSt.: € 48.490,-
Sonderausstattung:
Metallic-Lackierung Deep Ocean mit Dach Glossy Black € 600,-
(c) Bilder: Sebastian Poppe