Ford Mustang Convertible GT im Test: Die Macht des Vau-Acht

Pünktlich zum 60er nehmen wir in der bereits siebten Generation des weltweit meistverkauften Sportwagens Platz. Diesmal testen wir die Cabrio-Version bei teilweise winterlichen Temperaturen.
Trotz guter Dämmung kommt der herrliche V8-Klang nicht zu kurz – ganz im Gegenteil.
Für weiterhin gute Nachbarschaft gelingt der Kaltstart auch mit geschlossenen Klappen, dennoch recht bassig.
Ja, richtig gehört unter der langen Motorhaube schlummert auch in der aktuellsten Version ein freisaugender Achtzylinder mit fünf Litern Hubraum. Ford bedient weiterhin deren Zielgruppe und verzichtet auf Downsizing oder andere Spielchen der Teilelektrifizierung – wo GT draufsteht, ist GT drinnen.
Wie schlägt sich das Pony-Car mit Verdeck im Alltag?

Interieur: Digitalisierung soweit das Auge reicht

Hinter dem Sportvolant blickt man auf ein 12,4-Zoll großes Display, welches in eine 13,2-Zoll Infotainment-Zentrale übergeht. Natürlich kann man mit dieser Technik zahlreiche Features personalisieren (sogar Retro-Designs animieren) und unzählige Daten abrufen, dennoch würde man sich bei gewissen Modellen (und für uns zählt hier auch der Mustang dazu) lieber auf eine analoge Tachoeinheit setzen. Aber selbst beim Klassiker aus Zuffenhausen ist der analoge Tacho in der aktuellsten Version Geschichte.
Bei der digitalen Anzeige gibt es nichts zu meckern, das System setzt die Befehle flott um und ist nach einer kurzen Eingewöhnungsphase auch simpel zu bedienen. Das Smartphone lässt sich ebenso rasch verbinden und man verfügt auch kabellos über Apple CarPlay. Die wichtigsten Features (Start-/Stopp-Automatik, Fahrmodi, Warnblinker, Laustärken-Regler, etc.) können unterhalb mit eigenen Bedienelementen gesteuert werden. Die Klima-Bedieneinheit wurde leider in die digitale Zentrale integriert, womit die Einstellung bereits vor Fahrtantritt getätigt werden sollte.
Die Materialwahl geht ganz klar in Ordnung – im Vergleich zur Vorgänger-Generation wurde diese unserer Meinung nach sogar verbessert.
Schade finden wir, dass man bei der Testversion auf die optionalen Sportsitze verzichtet hat, denn diese würden dem Interieur nochmals einen dynamischeren Touch verleihen.
Dennoch gibt es auch bei den „Standard-Sitzen“ fast nichts zu meckern, denn diese bieten jede Menge Komfort – bei flotter Kurvenfahrt würde man sich hie und da etwas mehr Seitenhalt wünschen – aber in der Convertible Version cruist man sowieso lieber und genießt den herrlichen, bollernden V8-Klang.
Für die Passagiere in zweiter Reihe geht es etwas kompakter zu, dennoch riskiert man auch gerne die Fahrt auf der Rückbank in der GT-Version.
Lademeister ist das Pony-Car natürlich keiner, dennoch sind die 310 Liter ausreichend um auch mal übers Wochenende mit kompakter Zuladung zu verreisen.

Neben Radio V8 sorgt das B&O Soundsystem für eine erstklassige Beschallung, welche man speziell auf längeren Strecken schätzt, wenn man beispielweise auf der Autobahn den Klappenauspuff in den Schwiegermutter-Modus stellt und dahin cruist.

Fahrverhalten und Antriebsstrang: Acht Töpfe für ein Halleluja!

Klar, der Kaltstart in der Tiefgarage lässt schon ein paar böse Blicke ernten. Aber diese nehmen wir gerne in Kauf. Immerhin zählt dieser Antriebsstrang leider zu einer aussterbenden Rasse.
Knapp 40 Prozent lässt man hierzulande mit der Normverbrauchsabgabe an den Fiskus überweisen (wohlgemerkt ausschließlich in Österreich). Dass diese Fahrzeuge aber meist nur über minimale Laufleistungen pro Jahr verfügen, da wäre doch eine kilometerabhängige Besteuerung deutlich sinnvoller. Blickt man beispielweise nach Deutschland, so ist das gleiche Fahrzeug um den NoVA-Satz billiger – sprich 37 Prozent.
Ganz abgesehen von diesem ach so „tollen“ Steuer-Konzept darf man sich über ein erstklassiges Antriebskonzept freuen. Der Fünfliter-Sauger leistet knapp 450 PS und die Kräfte werden via 10-Gang-Wandler-Automatik an die Hinterräder weitergeleitet. Ab ca. 5.000 U/min liegen 540 Nm an, die den Mustang ordentlich Vortrieb spendieren – in Kombination mit der Akustik ist es eine wahre Freude.
Weniger Begeisterung löst der recht nervöse Spurhalte-Assistent aus, welcher ruckartig am Sportvolant zieht. Ebenso die Meldung „Bitte Hände aufs Lenkrad“ – obwohl sich diese auch dort befinden – keppelt das Assistenzprogramm wiederholt.
Schade finden wir auch, dass man das Verdeck nicht ausschließlich per Knopfdruck öffnen kann, sondern es davor per Handgriff entriegeln muss.
Hinzu kommt, dass es auch bei der Open-Air-Version keine Parksensoren für die Front gibt – dies ist besonders aufgrund der langen Motorhaube ärgerlich und der Grund weshalb man meist rückwärts parkt. Immerhin verfügt man am Heck über eine Rückfahrkamera mit guter Auflösung, die man sich besonders in engen Garagen als 360-Grad oder zumindest auch an der Front wünschen würde.
Aber kümmern wir uns um das wohl wichtigste Thema – natürlich das Fahrverhalten.
Mit dem optionalen MagneRide-Fahrwerk erhält man eine technisch ausgereifte Basis, welche dem amerikanischen Sportwagen erstklassig steht – Zug- und Druckstufe als auch Wankbewegungen halten sich im Rahmen, dennoch scheppert es Dir auch nicht die Beißer auf holprigen Straßen raus.
Hinzu gesellen sich die griffigen Brembo-Stopper, welche eine erstklassige Dosierung selbst bei flotter Fahrweise gewährleisten und trotz der knapp 1,9-Tonnen bissig zupacken.
Im kombinierten Verfahren genehmigte sich die Convertible-Version rund 13 Liter pro 100 Kilometer, womit man sich für einen hubraumstarken V8 keinesfalls beklagen sollte.
Wir hoffen, dass Ford beim Mustang weiterhin auf dieses erstklassige Antriebskonzept setzt, denn die Achtender mit ähnlicher Emotion und ohne Turboaufladung kann man auf einer Hand zählen.

Unser Fa(hr)zit:

Auch in der aktuellsten Version bleibt Ford dem legendären Antriebskonzept treu und sorgt für Gänsehaut bereits beim Anlassen des V8. Das Interieur hat man mittels Volldigitalisierung modernisiert. An der Front gibt es leider keine Parksensoren, auch nicht optional. Manche Assistenzsysteme würden noch ein wenig Feinschliff benötigen. Deutlich besser gefällt uns das Fahrverhalten des GT Convertible. Serienmäßig an Bord ist das MagneRide-Fahrwerk, welches den knapp 1,9-Tonner je nach Wunsch federn lässt. Bleibt nur zu hoffen, dass auch die Facelift-Version ohne Strom und mit gleichem Triebwerk vom Band läuft, denn der Konkurrenzkampf wird in diesem Segment immer schmäler und die EU-Vorgaben immer strikter. Somit sollte man jede Ausfahrt mit dem Kult-Sportwagen genießen.

Was uns gefällt:

  • Die Emotionen dank freisaugendem V8
  • Der Mustang als klarer Blickfänger im Straßenbild
  • Dass man auf Downsizing verzichtet

Was wir verbessern würden:

  • Die hohen Steuersätze in Österreich
  • Die optionalen Recaro-Sitze wählen
  • Die Entriegelung des Verdecks auch ohne Handgriff
  • Den nervösen Spurhalte-Assistenten

Factbox: Ford Mustang Convertible GT

Motor/Antrieb

Motor: 8-Zylinder Saugbenziner
Hubraum: 5.038 ccm
Leistung kW/PS:  327,94 kW/446 PS bei 7.250 U/min
Drehmoment: 540 Nm bei 5.100 U/min
Antrieb: Heckantrieb
Getriebeart: 10-Gang Wandler-Automatik
0-100 km/h: 5,0 Sekunden
V-Max: 250 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 12,0
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 13,0
CO2 Emissionen: 282 g/km

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA+ HA: Scheiben innenbelüftet
Felgen/Reifen: VA:255/40 R19 HA: 275/40 R19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.876 kg
L/B/H: 4,810 / 1,916 / 1,388-1,408 m
Radstand: 2,719 m
Kofferraumvolumen: 310 Liter
Tankinhalt: 61 Liter
Kraftstoff: Super Plus

Preise

Ford Mustang Convertible zu haben ab:
 € 93.800,-
Ford Mustang Convertible 10-Gang AT zu haben ab: € 98.000
Preis Testfahrzeug inkl. Steuern (37 % NoVA + 20 % MWSt): € 101.500

Sonderausstattung:

Bremssättel, rot lackiert € 600
MagneRide- mit Dämpfungssystem € 2.900

(c) Bilder: Sebastian Poppe