Kia Sorento im Test: Der Alleskönner im Premium-Anzug

Der vierten Modellgeneration des Kia Sorento wurde eine Frischzellenkur in Form eines schnittigen Facelifts verpasst, welches ihm außergewöhnlich gut steht. Am auffälligsten ist dabei die Neugestaltung der Scheinwerfer, wie die als Klammer geformten Heckleuchten. Die neu gestalteten LED- Frontscheinwerfer erinnern stark an den kürzlich getesteten elektrischen Bruder EV9, wobei das Design der Leuchten gepaart mit dem mächtigen Kühlergrill dem Sorento noch eine Spur besser stehen.

Bei den Außenmaßen bleibt der Sorento kein Knirps, sondern kommt mit stämmigen 1,9 Metern Breite und einer Länge von mehr als 4,8 Metern vorgefahren. Angesichts solcher Maße erfordern manche Engstellen und Tiefgaragen zwar etwas erhöhte Konzentration, die Alltagstauglichkeit leidet darunter (von zu engen Parklücken abgesehen) aber nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall, denn mit dem üppigen Kofferraum und seinen sieben Sitzen ist der Sorento die erste Wahl, wenn ein Großeinkauf oder Kindertransport zum Fußballtraining anstehen. Dank der verstellbaren zweiten Sitzreihe können sogar Erwachsene auf den beiden Sitzen in der dritten Reihe Platz nehmen. Einzig der Langstreckenkomfort kann hier mangels ausreichender Oberschenkel-Auflagefläche etwas leiden. Aber davon abgesehen fehlt es einem als Passagier in der letzten Reihe an nichts, es gibt sogar eine eigene Klimaautomatik und separate Lautsprecher des Bose-Soundsystems.

Minimalismus – nicht im Sorento!

Dem Fahrer werden ein modernes Infotainmentsystem und zahlreiche Assistenten zur Verfügung gestellt. Umrahmt wird die Darstellung von dem zum Fahrer geneigten Bildschirm, der sich in zwei 12,3 Zoll große Einheiten unterteilt. Dabei kann man sich bei all diesen Reizüberflutungen von Monitoren und Assistenten während der Fahrt getrost auf das Head-Up Display beschränken, das die Informationen für den Fahrer auf das Wesentliche beschränken. Denn Assistenten in Form von Piepstönen bei sich wechselnden Tempolimits oder minimalsten Geschwindigkeitsüberschreitungen sind heutzutage mehr Fluch als Segen. Im Sorento steht zum Glück die frei programmierbare Sterntaste am Lenkrad zur Verfügung, die der letzte Fahrer dankenswerterweise bereits auf die passende Stelle in den Einstellungen festgelegt hat. Dort kann man relativ rasch nervige Assistenten deaktivieren – aufgrund gesetzlicher Vorgaben („ISA“ lässt grüßen) ist das leider nach jedem Zündvorgang erneut zu betätigen.

Das 12,3-Zoll große Display des Infotainmentsystems besticht mit einem klaren Bild und beinhaltet eine Vielzahl von Fahrzeugeinstellungsmöglichkeiten, sowie manchen Spielereien. Denn ob man beispielsweise eine Auswahlliste von Naturklängen wirklich braucht sei mal dahingestellt, jedenfalls kann man Kia keinen Hang zum Minimalismus vorwerfen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Bedieneinheit für Medien und die Klimaautomatik. Zwar gibt es zwei haptische Drehknöpfe, jedoch sind diese für unterschiedliche Aufgaben zuständig, abhängig davon was man auf dem kleinen Touch-Panel auswählt. Es lenkt während der Fahrt doch etwas ab, wenn man etwa die Innenraum-Temperatur wärmer stellen möchte, dazu aber zuerst die passende Stelle auf dem Touch-Panel erwischen muss. Apropos Heizung – an den momentan vorherrschend kühlen Herbstmorgen könnte die Sitzheizung etwas schneller heizen, dafür arbeitet die Lenkradheizung umso flotter.

Diesel oder Hybrid? Die Qual der Wahl

Bei der Antriebsform hat man beim Sorento die Wahl zwischen einem Plugin-Hybrid Benziner und einem Diesel. Unser Testwagen verfügte über den 2,2-Liter großen Diesel, der dank dem Hubraum und mit 193 PS ausreichend motorisiert ist. Ob man beim Kauf den Diesel wählt, oder doch einen (relativ geringen) Aufpreis auf die Plugin-Variante zahlt, bleibt natürlich Geschmackssache bzw. könnte durch den deutlich geringeren CO2 Ausstoß einem zum Kauf des Hybrid nötigen.
Der getestete Diesel hat seine Arbeit jedenfalls mehr als überzeugend geleistet. Der Fahrmodi-Schalter muss eigentlich nicht bedient werden, da die Gasannahme immer sehr direkt erfolgt, hingegen bewegt sich der Spritverbrauch mit rund 7,5 Litern für ein Fahrzeug dieser Größe – und angesichts des etwas steilen Streckenprofils – im Rahmen. Sowohl bei schaltintensiven Fahrten durch urbane Häuserschluchten als auch auf kurvigen Landstraßen schaltet das Doppelkupplungsgetriebe die 8-Gänge der Automatik rasch und sauber durch. Schaltruckler oder dergleichen sind in der ganzen Testphase kein einziges Mal aufgetreten. Bei zügigen Beschleunigungen liegt die subjektiv gefühlte Motorleistung dank der direkten Gasannahme und der flotten Gangwechsel weit über dem Wert des Datenblatts.
Und auch das Fahrwerk verdient ein großes Lob, denn einerseits werden Bodenunebenheiten wie auf einer Sänfte ausgeglichen, andererseits erlauben die Kurvenfahrten eine zügige Fahrt ohne starke Wankbewegungen.

Fazit

Mit dem Facelift der aktuell vierten Generation des Kia Sorento ist den Koreanern mal wieder ein großer Wurf gelungen. Neben den optisch gelungenen Überarbeitungen besticht die getestete Platin-Version mit einer Vollausstattung die ohne langer Aufpreisliste auskommt und daher in dieser Fahrzeugliga ein vergleichsweise gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Denn so viel Auto bekommt man um diesen Preis bei kaum einem anderen Hersteller.

Was mich begeistert:

  • Der durchzugsstarke Diesel
  • Durchgängiger Komfort von der ersten bis zur dritten Sitzreihe
  • Die kurze Optionsliste

Was ich mir noch wünschen würde:

  • Der Ton der Bose-Soundanlage könnte etwas klarer sein
  • Mehr haptische Schalter zur Bedienung der Klimaautomatik

Factbox: KIA Sorento 2,2 CRDi SCR 4WD

Motor/Antrieb
Motor: 4-Zylinder Turbodieselmotor
Hubraum: 2.151 ccm
Leistung kW/PS: 142 kW/ 193 PS bei 3.800 U/min
Drehmoment: 440 Nm bei 1.750 – 2.750 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 8-Gang Doppelkupplung
0-100 km/h: 9,5 Sekunden
V-Max: 201 km/h

Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 6,5 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 7,5 l/ 100 km
CO2-Emissionen: 169 – 174 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen
Bremsen: VA+HA: innenbelüftete Scheibenbremsen vorne, Scheibenbremsen hinten
Felgen/Reifen: 255/45 R20

Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.854 – 2.016 kg
L/B/H: 4,810 – 4,815 m / 1,9 m / 1.695 – 1,7 m (mit Dachreling)
Radstand: 2,815 m
Tankinhalt: 67 Liter
Kraftstoff: Diesel
Kofferraumvolumen: 179 Liter bei 7 Personen; 608 – 902 Liter bei 5 Personen; 1.996 – 2.085 Liter bei umgeklappter 2. Sitzreihe

Preise
KIA Sorento zu haben ab: € 61.990,-
Kia Sorento Platin (Diesel) zu haben ab: € 68.490,-
Preis Testfahrzeug inkl. Steuern: € 69.490,-

Sonderausstattung:

S7-Variante mit 7-Sitzen € 1.000,-

(c) Bilder: Andreas König