Fiat 600e La Prima: Knuffiger Stadtflitzer

Die italienische Traditionsmarke aus Turin traf mit ihrer Neuauflage des Fiat 500 Mitte der 2000er Jahre genau ins Schwarze und setzte einen mit Retrodesign, moderner Technik und moderaten Preis bestückten Kleinwagen richtig erfolgreich in Szene. Der kleine Italiener verkauft sich bis dato hervorragend und so dauerte es nicht lange, bis es im Dunstkreis des Cinquecento einen 500X und eben einen 600er mit gleichen charakteristischen Zügen, wie der kleine Bruder auf den Markt kam. Nun angelangt in der Zeit der Elektrifizierung, gibt es den Fiat 600 auch als reinen BEV, um sich dementsprechenden emissionsfrei fortzubewegen. Für unseren Test ist die Elektroversion bestückt in der obersten Ausstattungslinie La Prima und sticht mit der knalligen Außenfarbe Sun Orange ins Auge.

Exterieur: Klassisch knuffig mit deutlichem Wiedererkennungswert

Was soll man viel sagen, der 600e ist seiner Retrodesign-Linie treu geblieben und wurde nur über diverse Adaptionen dem modernen Erscheinungsbild eines Elektroautos ergänzt. Markant vor allem im Frontbereich und an den futuristischen Aluminiumfelgen zu erkennen, bietet der 600e einen großen Spagat an Design, um sowohl Retro- als auch Mobilitätsfans der neuesten Generation zu beglücken.
Das „Gesicht“ des kleinen E-SUV bietet viel Charme und lässt den einen oder anderen das Antlitz einer edlen, weiblichen Schönheit erkennen. Die hoch nach oben gezogenen Türen und die niedrige Fensterhöhe geben mit der ebenfalls sehr markant „Fiat-Like“ ausgefallenen Heckpartie ein gelungenes Gesamtbild eines modernen Stadtflitzers. Markant ist auch die an allen Ecken und Enden angebrachten 600 Embleme, um auch für jeden sicherzustellen, dass es sich hierbei eindeutig um den großen Bruder des 500er Kassenschlagers handelt.   

Interieur: Stylisch mit gewissen Schwachstellen

Bereits nach dem Öffnen der Fahrertüre fallen sofort die Nähte im Design des Fiat Schriftzugs auf, welche auf stilvolle Art die hellen Ledersitze in den absoluten Vordergrund rücken. Auf dem beheizbaren und fahrerseitig sogar mit Massagefunktion versehenen Sitz Platz genommen, breitet sich eine oval geformte Armaturenlandschaft mit aufgesetzten Fahrerscreen und einem 10-Zoll Multimedia-Touchscreen vor dem Fiatisti aus. Leider nimmt beim Haptiktest sofort der Mix aus verschiedenen Hartkunststoffteilen überhand. Ein paar geschäumte Materialien stünden hier auf unserer Wunschliste.

Das Multifunktionslederlenkrad liegt gut in der Hand und bietet ungetrübten Einblicke auf das Fahrerdisplay. Die Ablage in der Mittelkonsole wird durch eine I-Pad Hüllen ähnliche Abdeckung vor zu tiefe Einblicke geschützt. Außerdem tummeln sich noch in unmittelbarer Nähe die Tasten für die Automatik, ein Fahrmodi Wahlschalter, der etwas fummelige Getränkehalter und schlussendlich auch eine induktive Ladestation sowie USB-Anschluss zählen zu den Highlights.

Die Bedienung des Infotainments und des Raumklimas erfolgt über einen Mix aus Tasten und dem 10-Zoll Touchscreen. Das Menü ist übersichtlich gestaltet und nach einiger Zeit ohne große Ablenkung bedienbar.

Die Ausstattungslinie La Prima stellt die Topversion dar. Diese inkludiert Notbremssystem, Assistiertes Fahren Level 2 (adaptiver Tempomat), Toter-Winkel-Assistent, Klimaanlage, Sitzheizung, Einparksensoren, eine Farbrückfahrkamera mit 180-Grad-Perspektive und einiges mehr. Auch die knallige Wagenfarbe und die 18-Zoll-Alufelgen sind im Paket vollendend zusammengefasst worden.

Platzangebot: Abstriche im Fond

Der Fiat 600e ist in der ersten Reihe ausgesprochen geräumig und bietet in allen Richtungen auch für Sitzriesen genügend Platz. Die Einstellmöglichkeiten an den Sitzen und der Lenksäule sind gut dimensioniert und Ablagen sind ausreichend vorhanden. Deutlich enger geht es hingegen im Fond zu. Wobei hier die Beinfreiheit das Minus anführt, welches durch die gute Breite der Sitzbank nicht mehr aufzuheben ist. Der Kofferraum ist klassentypisch zu bezeichnen und ist dank der 60:40 teilbaren und umklappbaren Rückbanklehne von guten 360 auf 1.231 Liter Ladevolumen erweiterbar.

Antrieb: Moderate Leistung mit brauchbarer Kapazität

54 kWh Akkukapazität (Netto 51kWh) stehen dem Elektromotor, welcher an der Vorderachse montiert ist, zur Verfügung. Der Permanentmagneterregte Synchronmotor leistet 115 kW/156 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 260 Nm. Das reicht für eine Beschleunigung des rund 1.500 kg Stromers von 0 auf 100 km/h in 9 Sekunden.
Die kombinierte Reichweite liegt laut WTLP bei 406 Kilometer. Im Test wurden rund 320 Kilometer erreicht. Die angegebene Ladedauer beträgt 5:45 Stunden von 0 auf 100 Prozent bei AC 11 kW. Am Schnelllader genehmigt sich der Stromer maximal 100 kW Ladeleistung – von 20 auf 80% dauert es laut Hersteller rund eine halbe Stunde. Im Praxistest wird jedoch bei knapp 30 Grad Außentemperatur nur rund 70-80 kW maximale Ladeleistung an der Hyperlade angezeigt. Dementsprechend verlängerte sich die Ladezeit um einiges.

Fahrverhalten: Typischer urbaner E-SUV

Der Elektromotor ist passend zu dem Fahrzeuggewicht motorisiert und bietet ausreichend Leistung in jeglicher Situation. Neun Sekunden von 0 auf 100 km/h sind ausreichend im Alltag. Dass die Reichweite bei E-Fahrzeugen sehr große Schwankungen mit sich bringt, das geht auch am Fiat 600e nicht vorbei, doch bei kürzeren Strecken (speziell im urbanen Bereich) nähert man sich dem WLTP-Wert.
Das Fahrwerk bietet für dieses Segment eine gute Balance und lässt die Bandscheiben dort, wo sie hingehören. Das manchmal unangenehme Bremsgefühl bei E-Autos ist kaum zu spüren und das Zusatzgewicht der Batterien ist dank der richtigen Dimensionierung der Bremsanlage kaum bemerkbar. Natürlich ist als bevorzugtes Einsatzgebiet des 600e die Stadt und das Cruisen zwischen den Wohnbauten zu bezeichnen, doch braucht es keinen Zweitwagen, wenn es hin und wieder mal aufs Land gehen soll.

Fazit:

Wer den urbanen Raum rein elektrisch, mit stylischen Auftreten zu moderatem Preis erkunden möchte, sollte einmal beim Fiat Händler ums Eck aufschlagen und sich den Fiat 600e zu Gemüte führen. Die farbenfrohe Alternative bietet viel und sollte für jeden Interessent dieses Segments einen Blick wert sein.

PS: Der Fiat 600 wird als Alternative auch als Hybrid mit 100 PS Benziner und Automatik angeboten!

 Das hat uns gefallen

  • Das knuffige Auftreten
  • Die stylischen Sitze
  • Das versprühte Lebensgefühl

Das würden wir noch verbessern

  • Die Materialwahl im Innenraum
  • Die Beinfreiheit im Fond
  • Die Ladegeschwindigkeit

Factbox: Fiat 600 Elektro La Prima

Motor/Antrieb

Motor: Elektromotor, Batteriekapazität 54 kWh (51 kWh Netto)
Leistung kW/PS: 115 kW/ 156 PS
Drehmoment: 260 Nm
Antrieb: Front
0-100 km/h: 9,0 Sekunden
V-Max: 150 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 15,2 kWh/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt:  16,9 kWh/100 km
Reichweite nach WLTP: 406 km
Reichweite im Test: zwischen 310 km und 350 km

Ladedauer

Wallbox (AC), 3-phasig: ca. 5,5 Stunden
Öffentliche Ladestation: 27 Min. (20-80%) bei 100 kW

Bremsen/Felgen/Reifen

Bremsen: VA: Scheibenbremsen HA: Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 215/55 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.520 kg
L/B/H: 4,171 m / 1,981 m / 1,577 m
Radstand: 2,526 m
Kofferraumvolumen: 360-1.231 Liter

Preise

Fiat 600 Hybrid zu haben ab: € 24.990.-
Fiat 600 e inkl. Bonus und Förderung zu haben ab: € 30.600,-
Preis des Testfahrzeugs Fiat 600 e La Prima inkl. Bonus und Förderung: € 36.600,-

(c) Bilder: Sebastian Poppe