Bereits mit der Basis-Version, die Kollege Schön bereits Ende 2023 im Praxistest unter die Lupe genommen hat, konnte das vollelektrische Modell aus Fernost mit einem unschlagbaren Preis/Leistungsverhältnis punkten.
Nun nehmen wir in der Topversion Platz, die im Vergleich zur Luxury-Version € 7.000 und im Vergleich zur Extended Range Version lediglich € 1.000 teurer ist (wohlgemerkt abzüglich aller Boni).
Kürzlich brannte ex Formel 1 Profi Patrick Friesacher mit dem MG4 Electric XPOWER einen Rundenrekord am Red Bull Ring in den Asphalt – wir testen das Rekordfahrzeug mit der Union Jack auf dem Dach. Die Mattlackierung „Hunter Green“ ist dem Topmodell vorenthalten und geht ganz klar als eleganter Blickfang durch.
Fahrverhalten, Assistenzprogramme und Lademanagement: Utopische Fahrwerte, geniale Performance, Verbesserungsbedarf bei der Software
Wir sprechen hier von einem knapp 4,30 Meter vollelektrischem Kompaktmodell, das gerade mal 1,8 Tonnen wiegt und mit 320 kW / 435 PS und 600 Nm die Kräfte via Allrad an den Asphalt loslässt und diese auch in den meisten Fällen überträgt ohne große Stücke davon herauszupflügen. Sprich pro Achse wurde ein E-Aggregat mit über 200 PS platziert.
In Zahlen? 3,8 Sekunden aus dem Stand auf Tempo einhundert!!!
Es ist also ratsam, dass man diese Daten auch immer an die Passagiere kommuniziert, die den MG4 Electric XPOWER noch nicht auf deren Performance-Liste haben, da diese recht schnell unter recht blasser Hautfarbe leiden.
Für uns sind diese Leistungsdaten natürlich äußerst beeindruckend, dennoch muss das Topmodell nicht nur verdammt flott auf der Geraden beschleunigen, sondern auch direkt einlenken, der Übergang zwischen Rekuperation und Bremse sollte fein abgestimmt sein und auch das Fahrwerk sollte in engen Kehren nicht enttäuschen.
Die Lenkung gefällt uns im Vergleich zur „Basis“-Version deutlich besser, sodass man deutlich mehr Feedback verspürt und auch das Einlenkverhalten deutlich direkter ausfällt. Dass es am Volant keine Schaltpaddles gibt, die für die Einstellung der Rekuperation herangezogen werden können ist natürlich schade. Via Schnellwahltaste kann man aber die Stärke der Rekuperation wählen und somit an die aktuelle Strecke anpassen, womit die Einstellung auch nach dem erneuten Start gespeichert bleibt.
Auch den Übergang in den „tatsächlichen Bremsvorgang“ hat man tadellos abgestimmt, wo die 345er Scheiben ordentlich zupacken und den Kurvenräuber entschleunigen.
Die Fahrwerksabstimmung wurde klarerweise recht sportlich, aber keinesfalls zu straff gewählt, womit man auch im Alltag keinesfalls eingeschränkt unterwegs wäre. Im Grenzbereich würde man sich hie und da noch ein wenig mehr von der straffen Abstimmung wünschen.









Der Akku verfügt über 64 kWh brutto, übrig bleibt eine Kapazität von 61,8 kWh, die laut Hersteller für 385 Kilometer reichen soll.
Bei einem Testverbrauch von 20 kWh pro 100 Kilometer im kombinierten Verfahren (aber doch sportlicher Fahrweise) und einer SoC von 10 Prozent kommen wir auf knapp 280 Kilometer Praxisreichweite. Rund 30 Minuten benötigt der MG4 Electric XPOWER um 80 Prozent Ladestand zu erreichen, die maximale Ladeleistung liegt bei 140 kW.
Meist wird der Ladevorgang abgebrochen, wenn man sich dem Fahrzeug nähert bzw. mittels Keyless-Go den Allradler entriegelt.
Ebenso recht ärgerlich finden wir den Spurhalte-Assistent, der sehr grob ins Geschehen eingreift. Dank flottem Eingriff konnten wir einen Zusammenstoß gerade noch vermeiden. Auch der Notbremsassistent ist für unser Empfinden viel zu nervös und greift oftmals sehr aggressiv ins Geschehen ein. Dazu gesellt sich der Geschwindigkeits-Assistent, der nicht immer das richtige Tempo erläutert und teilweise auf Autobahn-Etappen mit 120 Sachen mogelt, die gerade in der Topversion nicht vertretbar wären.
Interieur: Sportliche Sitze, dennoch reduziertes Design
Das Topmodell sticht mit den schwarzen Alcantara-Sitzen sofort ins Auge. Diese bieten durchschnittlichen Seitenhalt (zumindest für das Topmodell) und sind unserer Meinung zu weich gepolstert.
Die Bedienung erfolgt über den 10,25-Zoll großen Touchscreen, der dank Software Update über größere Felder verfügt und somit logischer bedienbar ist. Darunter hat man für die wichtigsten Funktionen Tasten platziert. Dass die Klimaanlage leider noch immer bei 24 Grad auf antarktische Temperaturen runterkühlt oder der Drehregler für das Einlegen der Getriebestufe oftmals erst nach mehreren Versuchen auf D oder R schaltet, das wirkt ärgerlich.
Deutlich besser gefallen uns die Raumverhältnisse – sowohl Fahrer und Beifahrer verfügen über reichlich Bein- und Kopffreiheit, dies gilt auch für die Passagiere in Reihe zwei (hier gibt es für den mittleren Sitz eine Kopfstütze und der Heckscheibe wurde ein Scheibenwischer spendiert).
Das Kofferraumvolumen mit 363 Liter in der Basis und bei umgelegter Rückbank von 1.177 Liter kann sich für ein Kompaktmodell sehen lassen.










Unser Fa(hr)zit:
Der MG4 Electric XPOWER kann ganz klar mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen. Auch die Garantie von sieben Jahren bzw. 150.000 Kilometer spricht für den Allradler. Klar, die Extended Range Version ist für längere Etappen die vernünftigere Lösung, bei kurvigen Strecken würden wir dennoch zum Topmodell greifen. Kaum ein Fahrzeug in dieser Preisklasse hat bis dato mehr Fahrspaß geboten. Verbesserungsbedarf gibt es bei der Software an ein paar Ecken, die aber sicherlich in nächster Zeit behoben werden.
Was uns gefällt:
- Das Preis-Leistungs-Verhältnis
- Das sportliche Fahrverhalten
- Die Schnellwahltasten am Volant
Was wir noch verbessern würden:
- Feintuning der Assistenzprogramme
- Feintuning der antarktischen Klimaanlage
- Feintuning für den Drehregler der Getriebestufen
Factbox: MG4 Electric XPOWER
Motor/Antrieb
Motor: PMSM
Leistung kW/PS: 320 kW/ 435 PS
Drehmoment: 600 Nm
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 1-Gang-Getriebe
0-100 km/h: 3,8 Sekunden
V-Max: 200 km/h
Verbrauch/Umwelt
Werksangabe – kombiniert: 18,7 kWh/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 20 kWh/ 100 km
Reichweite nach WLTP: 385 km
Akkugröße: 64 kWh (61,8 kWh netto)
Ladedauer (Herstellerangaben)
Gleichstrom-Schnelllader (10-80%): ca. 26 Minuten
Max. DC-Ladeleistung: 140 kW
Reifen/Felgen/Bremsen
Bremsen: VA+HA: Scheibenbremse innenbelüftet
Felgen/Reifen: 235/45 R18
Gewicht und Maße
Leergewicht: 1.803 kg
L/B/H: 4,287/1,836/1,516 m
Radstand: 2,705 m
Kofferraumvolumen: 363-1.177 Liter
Preise
MG4 Electric zu haben ab: € *23.990,-
Preis Testwagen inkl. NoVa und MwSt. (inkl. Förderungen): € *36.990,-
Alle Boni bereits berücksichtigt
(c) Bilder: Sebastian Poppe