BYD Seal Excellence AWD im Test: Dreams come true!

Gerade noch an jeder dritten Plakatwand gesehen, schon ist der neue BYD Seal als Topmodell „Excellence AWD“ in Indigo Grey in unserem Testfuhrpark zu finden. Erst unlängst hatten wir den BYD Dolphin zu Gast und eins sei gesagt: Die Entwicklungsschritte der Marke sind bemerkenswert.

Exterieur: Ein klares Statement

Die bisherigen Modelle für den österreichischen Markt, haben natürlich auch überzeugt, würden jedoch nicht so sehr als Blickfänger durchgehen. Beim Seal, der Sportlimousine der Marke, sieht die Sache schon ganz anders aus. Angefangen bei der flachen Front, die nicht nur sportlich nach unten gezogen ist, sondern auch mit markanten Lufteinlässen und imposanter Lichtsignatur glänzen kann. Gerade die (leider nur) mit dem Abblendlicht zugeschaltenen LED-Streifen um die Lufteinlässe sorgen bei Dunkelheit für puren Blickfang. An den Seiten zieht sich nach den 19-Zöllern eine scharfe Kante von den vorderen Kotflügeln bis zur Hintertür, welche schon einen Teil der Seitenwangen des Hecks beinhalten. Der unterhalb liegende Seitenschweller in schwarz betont nicht nur die Kontur des Fahrzeugs, sondern fügt durch Kiemen-artige Elemente am hinteren Ende nochmals Sportlichkeit hinzu. Die versenkbaren Türgriffe sehen nicht nur toll aus, sondern verringern auch den cW-Wert, was ja bekanntlich gerade bei diesem Antriebsstrang mehr Reichweite bedeutet.

Am Heck besticht der Seal mit angedeuteten Luftauslässen und einem schwarzen Heckdiffusor. Das ware Highlight ist hier jedoch die Beleuchtung, da die LED-Rücklichter mit durchgängigem Leuchtband übers Heck ordentlich was hermachen, wobei sie ein wenig an eine gewisse Luxusmarke aus dem vereinigten Königreich erinnern.

Interieur: Was will man mehr?

Nimmt man nun auf dem Fahrersitz Platz, benötigt man nur Sekundenbruchteile um zu erkennen, dass hier viel Herzblut hineingewandert ist. Die perforierten Ledersitze mit Sitzheizung und -Lüftung bieten hohen Sitzkomfort, das beheizbare Lederlenkrad liegt gut in der Hand, Leder wurde großzügig an allen Stellen verbaut, wo man auch ankommt. Dazu spannt sich ein ordentliches Stück Alcantara über das Amaturenbrett und der dunkle Dachhimmel komplettiert den Look. Viele Wünsche bleiben hier also nicht offen, denn auch die Verarbeitungsqualität wurde hier nicht vernachlässigt.

Direkt hinter dem Volant befindet sich ein 10,25-Zoll großes Fahrinfodisplay, wo man dank der Steuerknöpfe am Lenkrad auch schnell die Gebläsestärke oder Temperatur im Innenraum verstellen kann – warum das wichtig ist, folgt in Kürze.

Über der Mittelkonsole mit schön ausgearbeiteter Bedienung für Gangwahl und Fahrmodi und orderntlich Stauraum im darunterliegenden Fach befindet sich der markentypische, 15,6-Zoll große, drehbare Touchscreen. Dieser dient nicht nur dem Infotainment, sondern ist auch die Grundlage für fast alle Einstellungen des Fahrzeugs, sodass sehr viele Knöpfe und Schalter im Innenraum wegfallen. Das ist zwar eine tolle Lösung um das Interieur besonders aufgeräumt wirken zu lassen, bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass man selbst zum Adjustieren der Luftdüsen erst den passenden Menüpunkt finden muss.

Auch wenn das Display über sehr kurze Latenzen verfügt, lenkt sowas schlichtweg vom Verkehrsgeschehen ab und ist unserer Meinung nach somit nicht förderlich für die Sicherheit im Straßenverkehr.

Besonders beeindruckend fanden wir die zweite Sitzreihe, da hier nicht nur ausreichend Kopffreiheit trotz der zum Heck hin abfallenden Silhouette besteht, sondern weil auch Passagiere mit langen Beinen hintereinander Sitzen können, ohne Einbußen machen zu müssen.

Mit 53 Litern kann der Frunk entspannt die Ladekabel aufnehmen, während die 400 Liter des eigentlichen Kofferraums zur Gänze den Passagieren zur Verfügung stehen. Hier wäre es nur wünschenswert gewesen, die Heckscheibe in die Heckklappe zu integrieren, um das Be- und Entladen zu vereinfachen.

Fahrverhalten: Kraftvoll, aber dennoch entspannt

In der Ausführung Excellence AWD verfügt der neue BYD Seal über Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse, welche insgesamt 530 PS (390 kW) leisten und somit die Power an alle vier Räder verteilt. Die 670 Nm Drehmoment tragen natürlich ihren Teil bei, wenn es darum geht, die 2.185 Kilogramm Leergewicht in 3,8 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Dieser Beschleunigungswert wurde übrigens auch am Heck vermerkt.
Das Topmodell kann außerdem auch in den verschiedensten Fahrsituationen besonders gut mit dem Gewicht umgehen, da es über adaptive Stoßdämpfer verfügt.

Im Unterboden befindet sich die 82,5 kWh große BYD Blade Battery mit spezieller Lithium-Eisenphosphat-Zusammensetzung (LFP), welche den Schwerpunkt des Fahrzeugs herabsetzt und durch die neue Technik als besonders sicher gilt. Außerdem bietet BYD hier unglaubliche 8 Jahre oder 200.000 km Garantie auf die Antriebsbatterie.

Das Fahrverhalten vermittelt der BYD Seal Excellence AWD trotz beeindruckender Leistungsdaten eher mit Ruhe und Gelassenheit. Der Allradantrieb und der niedrige Schwerpunkt sorgen in Kombination mit den gut arbeitenden Stoßdämpfern für ein sicheres Gefühl und Vertrauen in jeder Situation. Wenn man es jedoch dann einmal darauf anlegt, das Lenkrad fest in die Hände nimmt und den rechten Fuß bis zur Bodenplatte bewegt, zaubert der Seal ein Lächeln ins Gesicht der Insassen, während ihre Körper in die Sitze gepresst werden. Auch wenn die Beschleunigungsorgie bei 180 km/h ihr Ende findet (natürlich vertrauen wir hier auf die Herstellerangabe).

Sicherheit und Technik: Alles an Board

Der neue BYD Seal verfügt selbstverständlich über alle aktuellen Assistenten, wie auch den wenig beliebten Geschwindigkeitswarner, der ja laut EU-Richtlinie Pflicht ist. Komfortfeatures wie 360 Grad-Kamera und abklappende Seitenspiegel beim Rückwärtsfahren erleichtern im Alltag oft das Leben.
Auch die Soundanlage macht ordentlich was her. Besonders der drehbare Touchscreen ist ein echter Hingucker, aber besonders oft wird dieser nicht gedreht, da man ohnehin meist eine präferierte Einstellung hat und Apple Carplay sowieso nur im Horizontalmodus funktioniert.

Fazit: Europäische Hersteller, ihr seid am Zug!

Der BYD Seal Excellence AWD kann getrost als echtes Brett beschrieben werden. Die Praxis-Reichweite von beinahe 400 Kilometer, die hohe Verarbeitungsqualität, das Platzangebot, sowie die Performance und Optik sind allesamt beeindruckend. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, doch die Entwicklungsschritte der Marke sind erstaunlich. Fast schon unglaublich wirkt, dass dieses Gesamtpaket um einen vergleichweise sehr niedrigen Preis verfügbar ist, denn bei vielen anderen Marken müsste man für Gleichwertiges fast das Doppelte überweisen.

Was uns gefällt:

  • Die gute Verarbeitungsqualität
  • Die kraftvolle Beschleunigung
  • Das großzügige Platzangebot (vorne und hinten)
  • Das unglaubliche Preis-Leistungs-Verhhältnis
  • Die großzügige Garantie

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Steuerrung von Klimaanlage und Ähnlichem vom Touchscreen auslagern
  • Integrieren der Heckscheibe in die Kofferraumklappe
  • Eine Abdunkelungsmöglichkeit des Panoramadachs hinzufügen

Factbox: BYD Seal Excellence AWD

Motor/Antrieb

Motor: Permanentmagnet-Synchronmotor
Leistung kW/PS: 390 kW/ 530 PS
Drehmoment: 670 Nm
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 1-Gang-Automatikgetriebe
0-100 km/h: 3,8 Sekunden
V-Max: 180 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 18,2 kWh/ 100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 19,9 kWh/ 100 km
Reichweite nach WLTP:  bis zu 520 km

Ladedauer (Herstellerangaben)

Gleichstrom-Schnelllader (10-80%): 37 Minuten

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA: Scheibenbremse innebelüftet HA: Scheibenbremse innebelüftet
Felgen/Reifen: 235/45 R 19

Gewicht und Maße

Leergewicht: 2.185 kg
L/B/H: 4,800/ 1,875/ 1,460 m
Radstand: 2,920 m
Kofferraumvolumen: vorne: 53 Liter hinten: 400 Liter
Elektrische Speicherkapazität in Kilowattstunden: 82,5 kW/h

Preise

BYD Seal zu haben ab: € 42.980,-
BYD Seal Excellence AWD zu haben ab: € 45.980,-
Preise inkl. E-Mobilitätsbonus (Herstelleranteil) & Förderung Bundesministerium

Österreich-Paket € 390,-
Unterbodenversiegelung, Velourmatten, Ladekabel, V2L-Adapter

(c) Bilder: Sebastian Poppe