VW Passat Variant R-Line im Test: Der Klassiker mit Premium-Charakter

Ein hocheffizientes und zugleich ausreichend motorisiertes Diesel-Aggregat unter der Haube zu haben, ist in Zeiten wie diesen leider schon eine Seltenheit. Wir genießen die Ausfahrt mit der bereits neunten Generation des VW Passat, der hierzulande ausschließlich als Variant verfügbar ist.
Umso schöner, wenn man diesen Effizienzträger mit beinahe 2.000 Liter Fassungsvermögen und jeder Menge neuester Technologie kombinieren kann, die im Alltag dank cleveren Lösungen ausnahmsweise mal nicht nervt. Preislich merkt man den Premium-Charakter natürlich auch beim Blick aufs Preisschild.

Interieur: Utopische Raumverhältnisse, solide Haptik und intuitives Infotainment

Mit 4,92 Meter Außenlänge gewinnt der Lademeister aus Wolfsburg um 15 Zentimeter in der Länge, beim Radstand sind es fünf Zentimeter und die Breite wuchs um zwei Zentimeter.
Sehr beachtlich fällt das Kofferraumvolumen mit bereits 690 Liter in der Basis aus. Beim Umlegen der Rücksitzbank (funktioniert über Hebel im Laderaum) erweitert man auf beachtliche 1.920 Liter (ident mit dem neuen Skoda Superb).
Bereits in der Basis erfreut man sich über Ladeschienen, die beispielweise den Wocheneinkauf vor Kaltverformung bewahrt.

Diese luftigen Abmessungen merkt man natürlich auch in beiden Sitzreihen, denn selbst bei 1,90 Meter Körpergröße reisen die Hinterbänkler mit fürstlicher Beinfreiheit.
Die Sportsitze in Reihe eins sind in der R-Line bereits serienmäßig und sorgen nicht nur optisch für ein Highlight. Die Kombination aus reichlich Seitenhalt und jeder Menge Langstreckenkomfort bilden ganz klar die Konfigurationsempfehlung.
Optional zahlt sich jedenfalls die Wahl des Harman Kardon Soundsystems aus, denn im neuen VW Passat herrscht unglaubliche Stille, die man mit gutem Klang gerne kombiniert.

Großes Lob gebührt der neuen Infotainment-Zentrale, die dank intuitiver Bedienung auch ohne zusätzliche Tasten auskommt. Die oben positionierte Leiste würde man sich auch in zahlreichen Konkurrenzprodukten wünschen. Diese gewährleistet einen flotten Zugriff auf zahlreiche Funktionen, die man meist nach jedem Neustart deaktiviert.
Dass der Slider für die Lautstärken- und Klimaregelung nun auch nach der Dämmerung problemlos zu bedienen ist, das mag man ebenso loben.
Zusätzlich hat man auch die Bedienelemente am Volant verbessert, sodass man bei der Auswahl einer Funktion nicht ungewollt drei andere erwischt.
Weniger Lob erhält der Lenkstockhebel an der linken Seite, der nun nicht nur als Blinker betätigt wird, sondern auch die Funktionen der Scheibenwischer integriert bekam. Der rechte Lenkstockhebel ist nun als Wahlhebel für das serienmäßige DSG gestaltet, das erinnert ein wenig an die ID-Modelle – klar erhält man somit zusätzliche Ablagefläche in der Mittelkonsole.
Bei der Haptik der einzelnen Materialien gibt es kaum Verbesserungsbedarf, einzig die Klavierlackflächen, die beleuchtet werden, passen unserer Meinung eher in ein Elektromodell als in einen Mitteklasse-Kombi mit Premium-Charakter, aber das ist natürlich Geschmackssache.

Fahrverhalten: Ein Effizienzträger im Business Look

Mit dem bereits erwähnten Zwoliter-Diesel unter Haube ist man mit den 110 kW / 150 PS ausreichend motorisiert. Zwar muss ein kleines Turboloch beim Anfahren überwunden werden, aber danach steht der Selbstzünder ausreichend im Futter und überrascht mit Reichweiten, die für Elektrofahrzeuge nicht mal im Traum vorstellbar sind.
Ein herrliches Gefühl, wenn man nach dem Tanken mit mehr als 1.200 Kilometer den gut gedämmten Diesel mittels Knopfdruck erweckt.
Große Show bietet auch die adaptive Fahrwerksregelung DCC Pro (optional erhältlich). Das adaptive Fahrwerk nutzt zwei unabhängig voneinander angesteuerte Ventile pro Stoßdämpfer, es werden Zug- und Druckstufe gesondert geregelt, womit unterschiedliche Fahrbahnverhältnisse noch besser gedämpft werden können.
Das 7-Gang-DSG hinterlässt ebenso einen grundsoliden Eindruck mit deren flotten aber zugleich sanften Schaltvorgängen. Mittels der Fahrmodi-Auswahl kann man den Wolfsburger eine sportliche Note verleihen, womit auch engere Kehren für den knapp fünf Meter Kombi keinesfalls zum Verhängnis werden.
Im Test konnten wir einen kombinierten Verbrauch von 5,3 Liter pro 100 Kilometer erzielen, womit rund 1.200 Kilometer mit einer Tankfüllung zurückgelegt werden können.

Unser Fa(hr)zit:

Der neue VW Passat überzeugt mit einem luftigen Raumverhältnis (sowohl auf beiden Sitzreihen als auch im Laderaum). Dazu gesellt sich eine solide Verarbeitung des Interieurs, im Falle der R-Line sportliche aber zugleich auch komfortable Sitze und ein durchaus intuitiv bedienbares Infotainment-System.
Mit dem Zweiliter-Diesel mit 150 PS können Strecken über 1.000 Kilometer ohne Tankstopp zurückgelegt werden. Als gewöhnungsbedürftig erscheint uns der neue Wahlhebel (der uns an den ID.7 erinnert) und die Scheiben-Wischfunktionen am linken Lenkstockhebel, womit ein wenig die Bedienung darunter leidet. Dass der Passat nicht nur in puncto Fahrverhalten und Haptik perfektioniert wurde, das merkt man auch beim Blick aufs Preisblatt.

Was uns gefällt:

  • Die fürstlichen Raumverhältnisse
  • Der effiziente Diesel-Motor
  • Die durchaus intuitive Bedienung
  • Das Fahrverhalten

Was wir noch verbessern würden:

  • Die Preispolitik
  • Die Scheibenwischfunktion am linken Lenkstockhebel

Factbox: VW Passat Variant R-Line TDI DSG

Motor/Antrieb Motor: Vierzylinder-Turbo-Diesel
Hubraum: 1.968 ccm
Leistung kW/PS: 110 kW/ 150 PS bei 3.000 U/min
Drehmoment: 360 Nm 1.600-2.750 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 7-Gang DSG
0-100 km/h: 9,3 Sekunden
V-Max: 223 km/h

Verbrauch/Umwelt

Werksangabe – kombiniert: 4,9-5,7 l/100 km
Gas-Junky-Test – Durchschnitt: 5,3 l/ 100 km
CO2-Emissionen: 129-149 g/km

Reifen/Felgen/Bremsen

Bremsen: VA+HA: innenbelüftete Scheibenbremsen
Felgen/Reifen: 235/45 R18

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.678 kg
L/B/H: 4,917/1,849/1,497 m
Radstand: 2,841 m
Tankinhalt: 66 Liter
Kraftstoff: Diesel
Kofferraumvolumen: 690-1.920 Liter

Preise

VW Passat zu haben ab: € 48.490,-
VW Passat Diesel R-Line zu haben ab: € 57.790,-
Preis Testwagen inklusive Steuern: € 66.878,01,-

Sonderausstattung:

Farbe: Maripositgrün Metallic € 792,32
Adaptive Fahrwerksregelung DCC Pro € 1.095,68
Anhängevorrichtung € 1.260,80
Panorama-Ausstell-/Schiebedach € 1.446,40
R-Line Black-Style € 789,76
Soundsystem Harman Kardon € 954,88
Unlimited Paket € 1.017,60
Winterpaket „Premium“ inkl. Standheizung € 1.730,56

(c) Bilder: Sebastian Poppe