Praxistest: Toyota Mirai – Zukunft mit Plan H?

Dass der japanische Hersteller in puncto alternative Antriebsstränge die Nase vorne hat, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Bereits 1997 rollte das erste Modell mit Hybrid-Strang vom Band. Wer hätte sich damals gedacht, dass der Hersteller diese Technologie auf nahezu die gesamte Produktpalette umlegt?

Grund genug um das erste Brennstoffzellen-Hybird-Modell, den Toyota Mirai, unter die Lupe zu nehmen.

Bereits die erste Begegnung sorgt dafür, dass ich untalentierter Tänzer bereits im Stand den Pilgerschritt einlege – zwei Schritte vor, einer zurück und gelegentlich nach links und rechts. Über einzelne Proportionen möge man vielleicht diskutieren, der eine oder andere sogar über nahezu alle, aber grundsätzlich sind ja Geschmäcker verschieden, außerdem interessiert uns viel mehr der Antrieb.

Aber wie funktioniert nun diese zukunftsweisende Technologie?

Die Brennstoffzelle gewinnt Energie aus der Reaktion von Wasser- und Sauerstoff, diese wird dem Elektromotor mit 114 kW zur Verfügung gestellt, sodass der Mirai nahezu lautlos dahingleitet.

Fahrleistungen und Verbrauch?

Bei Ampelsprints hat der Mirai seine futuristische Front nahezu immer vorne, bei höherer Geschwindigkeit merkt man die 1,8 Tonnen dann aber doch – der Sprint auf die dreistellige Geschwindigkeitsmarke gelingt so in etwa unter 10 Sekunden. Dies möge den ein oder anderen womöglich abschrecken, dennoch ist man mit dem Brennstoffzeller lieber vorausschauend unterwegs, sodass man sich an die Werksangabe von einem Kilogramm Wasserstoff auf 100 Kilometer langsam herantastet. Diese ist auch problemlos umsetzbar.

Tankstellennetz, Reichweite und Betankung?

Der Hersteller gibt für die Stufenhecklimousine mit Brennstoffzelle knapp 500 Kilometer Reichweite an. Bei vorrausschauender Fahrweise sind 330 Kilometer in der Praxis erreichbar, dennoch ist man mit diesem Wert viel zu weit von der Werksangabe entfernt.

Auch das Tankstellennetz in Österreich stellt große Lücken dar, sodass Langstrecken derzeit nur mit viel Bauchweh bewerkstelligt werden können. Die Infrastruktur kann man auf einer Hand abzählen. (Niederösterreich, Wien, Graz, Asten bei Linz und Innsbruck).

Hingegen hat sich bei der Betankung im Vergleich zu Elektrofahrzeugen ein klarer Vorteil herauskristallisiert.
Die Dauer beträgt lediglich zwischen drei und fünf Minuten – der Wasserstoff wird mit 700 Bar in die Tanks eingespeist, diese fassen maximal fünf Kilogramm.

Die inneren Werte..

Wie bereits erwähnt, wurde der Mirai ausschließlich als Viersitzer konzipiert, dies ist aber keinesfalls ein Nachteil. Viel mehr stört uns, dass die hintere Sitzbank nicht umgelegt werden kann und dass das Kofferraumvolumen lediglich 361 Liter beträgt. Sogar der Lexus CT übertrifft somit die 4,89-Meter-Limousine um 14 Liter.

Die Passagiere in beiden Sitzreihen verfügen über reichlich Bein- und Kopffreiheit, außerdem wurde auch an der Verarbeitung der Materialien nahezu an keiner Stelle nur annährend gespart.

Ein wenig störend wirkt das in die Länge gezogene mittig gehaltene Display, welches neben der Geschwindigkeit auch andere relevante Daten spiegelt. Hier muss man immer ein wenig den Blick nach rechts wenden, um alle Infos problemlos ablesen zu können. Einzelne Elemente wie der Wahlhebel oder das soeben genannte Display stammen aus dem Prius und passen nicht ganz in diese zukunftsweisende, luxuriöse Welt des Mirai.

Wie fährt sich der Mirai?

Aber genug von dem sparsamen Liebling der Taxilenker, denn in puncto Fahreigenschaften gibt es hier kaum Gemeinsamkeiten. Für eine Stufenhecklimousine der oberen Mitteklasse verfügt der Mirai über ein Fahrwerk, dass so gut wie jede Fahrbahnunebenheit wegbügelt. Die Lenkung wurde ebenso auf die eher komfortable Seite abgestimmt, dies sorgt in Summe für ein Komfortpaket, welches man normalerweise nur aus der Oberklasse kennt.

Apropos Oberklasse: Die Preispolitik führt uns genau in diese Richtung, denn um den Mirai vor der eigenen Haustüre zu parken, sind beinahe 80.000 Euro auf das Konto des Importeurs zu überweisen.

Fazit:
Der Toyota Mirai punktet mit hohem Komfortfaktor und ausgezeichneter Haptik. Aufgrund des mickrigen ausgebauten Tankstellennetzes und der minimierten Praxisreichweite sind längere Strecken nur mit Ach und Krach zu meistern. Auch das sehr minimalistische Kofferraumvolumen zählt zu den Schwächen des Japaners.

Was uns gefällt

  • Der hohe Komfort
  • Die geringe Dauer der Betankung
  • Die ausgezeichnete Haptik

Was wir noch verbessern würden

  • Die magere Infrastruktur ausbauen
  • Die Reichweite erhöhen
  • Die hohen Anschaffungskosten senken

Technische Daten: Toyota Mirai Brennstoffzelle

Motor / Antrieb

Motor: Permanent erregter Synchronmotor (4JM)  
Leistung kW /PS (Gesamt): 114 kW / 155 PS
Drehmoment: 335 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: CVT-Getriebe
0-100 km/h: 9,6 Sekunden
V-Max: 175 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe: Kilogramm/100 km: 1,0
Gas-Junky-Test: Durchschnitt Kilogramm/100 km: 1,2
CO2 Emissionen: 0g/km

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: Einzelradaufhängung mit MacPherson Federbeinen
Hi. Achse:
Einzelradaufhängung mit Schraubfedern
Bremsen: VA: belüftete Scheibenbremsen; HA: Scheibenbremse
Felgen / Reifen: 215/55/R17 94V

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.850 kg
L/B/H: 4,89 / 1,81 / 1,54 (Meter)
Radstand: 2,78 m
Kofferraumvolumen: 361 Liter
Tankinhalt:  5 Kilogramm
Kraftstoff: Wasserstoff

Preise

Preis Testfahrzeug, inkl. NoVA und Mwst: € 79.800

(c) Bilder: Sebastian Poppe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert