Praxistest: Skoda Kodiaq RS – Die Kommandozentrale

Bereits 2016 wurde bei der Weltpremiere des Skoda Kodiaq die SUV-Offensive ausgerufen. Beim Blick auf die Verkaufszahlen wird deutlich, dass das 4,70 Meter SUV-Flaggschiff ganz klar als globales Erfolgsmodell betitelt werden darf. 277.000 Einheiten konnten seit dem Marktstart abgesetzt werden.
Das Topmodell mit dem Kürzel RS verfügt über das stärkste Serien-Diesel-Aggregat in der Geschichte von Skoda.
Die beiden magischen Buchstaben stehen für Rallye Sport. Anfangs kommt natürlich der Gedanke auf, dass hier ein Dieselherz tabu wäre. Und nach dem ersten Blick aufs Datenblatt wird klar, dass die 2-Tonnen-Marke auch nicht weit entfernt liegt.

Handelt es sich beim Skoda Kodiaq RS tatsächlich um ein Performance SUV? Eigentlich könnte man doch gleich den Kodiaq Sportline mit dem 190 PS Selbstzünder wählen, oder?

Nein, denn bereits bei den Aggregaten handelt es sich beim Vergleich um Äpfel und Birnen, und dieser zieht sich bis ins Interieur.

Das Cockpit überrascht mit sehr dynamischen Akzenten. Die Sportsitze mit integrierter Kopfstütze zählen in dieser Liga wohl zu den Besten, denn die Kombination aus ausgezeichnetem Seitenhalt, dem nötigen Langstreckenkomfort und den roten Ziernähten sorgt für den perfekten Kompromiss.
Die Blicke richtet man auf eine volldigitale Infotainment Landschaft.
Das Virtual Cockpit lässt sich natürlich individualisiert darstellen, dies geschieht mittels Knopfdruck auf dem sehr hochwertig und gut in den Händen liegenden Dreispeichen-Multifunktionslenkrad.
Schade finden wir, dass sowohl Sprachsteuerung und Navigation nach jedem Motorstart sehr lange Ladezeiten aufweisen.
Durch den Infotainment-Screen navigiert man sich ausschließlich mittels Touchbefehlen, womit man Großteils während der Fahrt die Sprachsteuerung heranzieht, da zahlreiche Einstellungen in den Untermenüs versteckt sind.

Verstecken könnte man sich bereits in zweiter Reihe oder auch im Laderaum des Kodiaqs mit Sportgenen, denn diese riesigen Abmessungen bilden bereits das erste Argument, dass man mit der Allerliebsten zum Skoda Händler des Vertrauens abbiegt.
Sogar 1,90 Meter große Personen fühlen sich auf Anhieb im Fond des bärenstarken Tschechen gut aufgehoben, auch wenn sich’s hinter dem Sportvolant noch besser sitzt.
530 Liter Kofferraumvolumen stehen jederzeit zur Verfügung, bei umgelegter Rückbank sind es dann sogar 1.960 Liter.

Turboloch adé

Klar würde man auch mit dem Zweiliter-Diesel mit 190 PS nicht untermotorisiert daherkommen, aber der Selbstzünder mit doppelter Turboaufladung leistet 50 PS und 100 Nm mehr und dies spürt man besonders ab 100 km/h.
Wo der Single-Turbo noch ein paar Gedenksekunden benötigt, hängt das BiTurbo-Aggregat bereits vorzüglich am Gas, die Kombination mit dem flott schaltenden 7-Gang DSG ist ein Machtwort der Sonderklasse, bei Bedarf kann auch hinter die Schaltpaddles gegriffen werden.
Mittels Hochdruck-Lader mit kleinen Turbinen und einem Niederdruck-Lader mit großen Turbinen lässt man das klassische Turboloch Geschichte sein.

Dies war den Jungs bei Skoda anscheinend bereits vor der Weltpremiere bekannt, denn Sabine Schmitz hat in nur 9.29.84 Minuten den Nordschleifen Rekord für siebensitzige SUVs aufgestellt.
Dennoch würde ausschließlich ein drehmomentstarkes Aggregat den Skoda Kodiaq RS noch lange nicht in ein Performance SUV verwandeln.
Mittels 20-Zoll Leichtmetallräder, Voll LED-Lichtern, diversen Elementen in hochglänzendem Schwarz und den dicken Endrohrblenden symbolisiert man bereits den sportlichen Stil, sodass es sich keinesfalls um einen Wolf im Schafspelz handelt.
Außerdem hat es uns der Farbton im sogenannten Velvet Rot angetan. Die Florianis hätten den Skoda Kodiaq RS problemlos als Kommandofahrzeug eingesetzt – an Power und den unschlagbaren Platzverhältnissen wäre es jedenfalls nicht gescheitert. Schneller als die Feuerwehr ist man mit dem Kodiaq RS allemal unterwegs.

Kurvenräuber oder Brummbär?

Aber kommen wir zum wichtigsten Kapitel, nämlich den Fahreindrücken. Es war bestimmt keine einfache Aufgabe für die Ingenieure, dass man aus einem Flaggschiff mit 1,9-Tonnen athletische Fahrleistungen quetscht.
Mittels serienmäßigen Fahrmodi-Schalter schafft man es sowohl Lenkung, Fahrwerk als auch die Gasannahme zu präzisieren. Plötzlich brabbelte der Kodiaq wie ein Muscle Car vor sich hin, diese Aufgabe übernimmt das sogenannte Dynamik Sound Boost-System, welches natürlich den V8-Klang nur simuliert. Dieses kann bei Bedarf aber jederzeit wieder deaktiviert werden – sodass sich der Brummbär in einen edlen Kilometerschlucker verwandelt.
Mittels Progressivlenkung lenkt das Schwergewicht äußerst präzise ein, die breiten Pneus verlieren Dank dem perfekt abgestimmten Allradsystem nie an Traktion.
Dennoch wird spätestens nach den ersten engen Kehren klar, dass die Performance durch das hohe Eigengewicht als auch durch den hohen Schwerpunkt etwas leidet. Die 1,9 Tonnen können eben nur bis zu einer gewissen, physikalischen Grenze durch die bereits ausgeklügelte Technik wett gemacht werden, überschreitet man diese, so ist man permanenten Wankbewegungen des Fahrzeugs ausgesetzt.
Aber wie oft bewegt man dieses gut im Futter stehende Flaggschiff tatsächlich durch Spitzkehren oder gar auf der Rennstrecke? Wenn Sie nicht Sabine Schmitz heißen wohl kaum, oder?

Fazit:

Meines Erachtens nach fühlt sich das Power-SUV auf der Langstrecke wohler, selbst bei höheren Tempi sorgt das BiTurbo Aggregat für bärenstarke Fahrleistungen. Auch die Platzverhältnisse sind für ein Fahrzeug dieser Klasse beinahe schon utopisch. Ganz anders sieht es bei der Preispolitik aus, denn die Top-Version mit dem RS-Kürzel ist bereits ab 55.890 Euro erhältlich.

Was uns gefällt:

Die perfekten Sportsitze
Der bärenstarke BiTurbo-Diesel
Die großzügigen Platzverhältnisse

Was wir noch verbessern würden:

Das Wankverhalten
Die Ladezeiten nach jedem Motorstart der Sprachsteuerung und des Navis
Das nächste Mal bitte ein Folgetonhorn montieren

Technische Daten – Skoda Kodiaq RS – 2.0 TDI 4×4 DSG 7-Gang:

Motor / Antrieb

Motor: Reihen-4-Zylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Bi-Turboaufladung, SCR-Kat mit DPF
Hubraum: 1.968 ccm3
Leistung  kW /PS (Gesamt): 176 kW / 240 PS bei 4.000 U/min
Drehmoment: 500 Nm bei 1.750-2.500 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 7-Gang Doppelkupplung
0-100 km/h: 6,9 Sekunden
V-Max: 221 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe kombiniert, l/100 km: 6,4
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 8,0
CO2 Emissionen: 167 g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: MacPherson-Federbeine mit Dreiecksquerlenkern und Torsionsstabilisator
Hi. Achse: Mehrlenkerachse mit einem Längslenker, drei Querlenkern und Torsionsstabilisator
Bremsen:
VA + HA:
Bremsscheiben innenbelüftet
Felgen / Reifen:
235/45 R20

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.880 bis 1.998 kg
L/B/H: 4,699 / 1,882 / 1,685 (Meter)
Radstand: 2,790 m
Wendekreis: 11,7 m
Kofferraumvolumen: 530-1.960 Liter
Tankinhalt:
60 Liter
Kraftstoff:
Diesel

Preise

Skoda Kodiaq RS zu haben ab: 55.890,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MwSt:
67.708,35,- €

Sonderausstattung:

Farbe: Velvet-Rot Metallic (K1K1, HG) 670,95,- €

Alarmanlage mit Innenraumüberwachung (PDD) 270,- €

Anhängerkupplung schwenkbar (PK0) 962,55,- €

Frontscheibe beheizbar (PKV) 302,40,- €

Heckklappe mit elektrischer (PK9) 652,05,- €

Insassenschutz proaktiv (7W2) 167,40,- €

Isofix-Kindersitzvorbereitung (3G2) 36,45,- €

Kindersicherung elektrisch II (PXC) 193,05,- €

Klimaanlage „Climatronic“ 3-Zonen (PHB) 282,15,- €

Netztrennwand (3CX) 171,45,- €

Panorama-Glasschiebe- und Ausstelldach (PH1) 1.158,30,- €

Radio Navigation „Columbus“ (RAE) 1.744,20,- €

Relax-Paket (PXB) 303,75,- €

Rücksitze beheizbar (4A4) 176,85,- €

Seitenairbags hinten (PE2) 329,40,- €

Skisack (3X5) 125,55,- €

Soundsystem CANTON (RA2) 399,60,- €

Spurhalte- und Spurwechsel-Assistent (PWI) 1.032,75,- €

Standheizung mit Funkfernbedienung (PHC) 962,55,- €

Umgebungsansicht „Area View“ (PPC) 1.490,40,- €

Unterboden-Steinschlagschutz (PF0) 287,55,- €

1 SKODA Plus Garantie 5 Jahre – 100.000 km 399,- €

(c) Bilder: Sebastian Poppe