Praxistest: SEAT Tarraco – Das kommt mir spanisch vor

Die Spanier haben in den letzten Jahren ausgezeichnete Arbeit geleistet. Es war anzunehmen, dass man als Automobilproduzent nicht mehr ausschließlich von Hot Hatchs und anderen Modellen leben kann. Somit sprang man auf den Zug auf und sorgte mit dem Ateca und dem Arona für zwei SUV-Modelle. Doch das SUV-Flaggschiff fehlte den Katalanen noch, sozusagen der Lückenfüller nach oben hin. Sprich man benötigte ein „Konkurrenz-Modell“, welches gegen die Konzern-Geschwister VW Tiguan Allspace und den Skoda Kodiaq antritt.

Das neue SUV-Flaggschiff misst 4,74 Meter bei der Außenlänge und kann damit sogar den Kodiaq um exakt vier Zentimeter in dieser Klasse vom Treppchen verdrängen. Sogar beim Basis-Kofferraumvolumen muss sich der Skoda Riese geschlagen geben – sofern es sich nicht um die 7-Sitzer-Version handelt, erst bei umgeklappter Rückbank hat er die Schnauze wieder vorne und knackt problemlos die 2.000-Liter Marke.

Und genau hier habe ich auch mit dem Fahrzeugtest begonnen. Klar hätte normalerweise das Exterieur Vorrang, aber bei diesen XXL-Abmessungen müssen wir leider eine Ausnahme machen.
Bereits vor den ersten Testmetern habe ich im Fond Platz genommen und ich muss gestehen, ich bin bei einem Fahrzeug in diesem Segment noch nie so weit von Fahrer- und Beifahrer entfernt gesessen. Die Beinfreiheit ähnelt Fahrzeugen aus der Oberklasse und genau dieses Phänomen suchte man heutzutage vergebens, zumindest in dieser Preisklasse.
Bei der Kopffreiheit ist zwar nicht ganz so viel Luft nach oben hin, aber die Gelfrisur sitzt auch noch nach der Fahrt mit dem deutschen Spanier.

Fragende Blicke? Nun gut, der Tarraco wird im deutschen Werk in Wolfsburg gebaut und dies merkt man auch hie und da im Interieur.

Bereits in der Serienversion verfügt man bei dem größten SUV-Modell von SEAT über ein digitales 10,25 Zoll Instrumentendisplay, welches neben Tacho und Drehzahlmesser in anpassbaren Designs auch zig Infos abliefert.
Der Infotainment-Bildschirm, welcher mittig aus dem Armaturenbrett ragt misst 8-Zoll und ist großteils über Touchbefehle bedienbar. Dies mag einerseits recht lässig aussehen, andererseits hat dies zur Folge, dass man nebenberuflich Putz Fetischist sein sollte, um die Fingertipser zu entfernen. Ein wenig flotter könnte der Bildschirm nach dem Motorstart reagieren, wenn man eine Routenführung eingeben oder über die Sprachsteuerung starten möchte. Dennoch ist die Bedienung keinesfalls unlogisch gegliedert, sodass man sich bereits nach wenigen Testkilometern zurechtfindet.

In puncto Materialwahl hat SEAT beim neuen Tarraco keinesfalls schlechte Arbeit geleistet. Großteils fühlt man Softtouch-Materialien, die Sitze sind mit Rauhleder und Kunstleder in der getesteten Xcellence-Version verziert und das Cockpit wirkt aufgrund der „Holzleiste“ noch stimmiger und breiter.
Das Außenkleid zeigt bereits, wohin sich die spanische Marke in den nächsten Jahren hin entwickeln wird. Die Front wirkt durch den neudesignten, sechseckigen Kühlergrill, welcher von einer Chromspange eingefasst wird in Kombination mit den sehr schmal, aber breiten Voll LED-Leuchten äußerst sportlich. Aber nicht nur im Rückspiegel liefert der deutsche Spanier einen dynamischen Eindruck ab, auch das Heck überrascht mit modern gezeichneten Details. Auch hier hat man mit flachen, aber breiten Scheinwerfern, welche bis in die Seitenwand Einzug nehmen, das Fahrzeug recht breit wirken zu lassen. Diesen Eindruck verstärkt man mit einem Leuchtband bzw. einer Verbindung der beiden Heckleuchten, da dieses leider nicht leuchtet – hier hat man sich also noch ein paar Feinheiten für die Facelift-Version aufgehoben.
Wirkt das neue Modell auch in der Fahrpraxis dementsprechend athletisch?

Die Testversion hatte die stärkste Diesel-Version unter der Haube. Der Zweiliter-Selbstzünder leistet 190 PS, welche im Normalbetrieb an die Vorderachse weitergeleitet werden, erst bei Traktionsproblemen wird mittels Haldex-Kupplung die Hinterachse zum Dienste gerufen. Dies hat zur Folge, dass die 1,8 Tonnen in nur acht Sekunden auf Tempo einhundert beschleunigt werden. Auf deutschen Autobahnen muss man bei 210 km/h die linke Spur räumen.
Das Dieselherz ist an ein 7-Gang DSG gekoppelt, welches jederzeit den richtigen Gang parat hält, auch an Schnelligkeit der Gangwechsel scheitert es niemals.
Der Eintrag ins Lastenheft geht ganz klar an das eher gemütliche Ansprechverhalten des Selbstzünders. Besonders bei Überholvorgängen auf Freilandstraßen kommt man da schon mal ins schwitzen. Mittels Drehregler steht zwar ein Sport-Modus zur Wahl, dennoch kann man auch hiermit das klassische Turboloch nicht wett machen, man kann es maximal minimieren. Dies kommt mir bei 190 PS und einem eigentlich bärenstarken Drehmoment von 400 Nm ein wenig spanisch vor.

Die Glanzseite des Kodiaq und Tiguan AllSpace Konkurrenten ist eindeutig der hohe Komfortfaktor. Denn trotz der optionalen 20-Zoll Räder schluckt das King-Size SUV nahezu alle Schläge, das Diesel-Aggregat ist bestens gedämmt und selbst Windgeräusche dringen auch bei teils erlaubten Tempo 140 nicht in den Innenraum. Ein wenig mühsam ist es, wenn die Passagiere im Fond nuscheln, denn spätestens dann weiß man, welch riesiges SUV die Jungs bei SEAT auf die Räder gestellt haben.
Denn selbst bei vier Personen hatte auch der heißbegehrte Segway e-Scooter noch reichlich Platz, welcher bei jedem neuen SEAT Tarraco im Kaufpreis inkludiert ist. Und letztendlich müssen wir gestehen, dass wir beide Fahrzeuge sehr geschätzt haben, trotz Rückfahrkamera und 360 Grad Perspektive waren wir im urbanen Bereich dann doch lieber mit dem Segway e-Scooter unterwegs.

Was uns gefällt:

Die überdimensionalen Raumverhältnisse
Der hohe Fahrkomfort
Das stimmige Außendesign

Was wir noch verbessern würden:

Ein durchgehendes Leuchtband
Besseres Ansprechverhalten des Selbstzünders
Einen Dreh- und Drückregler

Technische Daten – SEAT Tarraco Xcellence 2.0 TDI DSG 4Drive 5-türig:

Motor / Antrieb

Motor: Reihen-4-Zylinder-Dieselmotor mit Direkteinspritzung und Turboaufladung, SCR-Kat mit DPF
Hubraum: 1.968 ccm3
Leistung  kW /PS (Gesamt): 140 kW / 190 PS bei 3.500-4.000 U/min
Drehmoment: 400 Nm bei 1.750-3.250 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 7-Gang Doppelkupplung
0-100 km/h: 8,0 Sekunden
V-Max: 210 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe kombiniert, l/100 km: 5,6
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 7,5
CO2 Emissionen: 147 g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: McPherson-Federbeine mit Schraubfedern, hydraulische Dämpfer, Stabilisatoren
Hi. Achse: Mehrlenkerachse
Bremsen:
VA + HA:
, Bremsscheibe innenbelüftet
Felgen / Reifen:

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.816 kg
L/B/H: 4,735 / 1,839 / 1,674 (Meter)
Radstand: 2,790 m
Wendekreis: 11,9 m
Kofferraumvolumen: 760-1.920 Liter
Tankinhalt:
60 Liter
Kraftstoff:
Diesel

Preise

SEAT Tarraco zu haben ab: 29.990,- €
Basispreis SEAT Tarraco Xcellence 2.0 TDI DSG 4Drive zu haben ab:
36.900,- €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und MwSt: 58.509,98,- €

Sonderausstattung:

Farbe: Edel-Schwarz Met. (2T2T, LM) EUR 569,99

Adaptive Dämpferregelung (DCC) (PDC) EUR 869,99

Alarmanlage mit Innenraumüberwachung (WAS) EUR 350,01

Anhängevorrichtung schwenkbar (PGR) EUR 920,–

Assistenzpaket 2 (PDD) EUR 240,–

BEATS Audio Soundsystem (PNB) EUR 569,99

Felgen Alu 20″ „Supreme“ (PUY) EUR 1.080,01

Induktionsladeschale (PB2) EUR 229,99

Österreich-Paket Xcellence inkl. Navi+ (X2) EUR 1.790,–

Panorama-Glasdach (PTA) EUR 1.270,–

SEAT eScooter eXS powered by Segway (ES) EUR 0,–

Standheizung mit Funkfernbedienung (PPH) EUR 1.100,–

Umgebungskamera inklusive Rückfahrkamera (PCT) EUR 630,–

Winter-Paket XC (PW1) EUR 0,–