Praxistest: Mitsubishi Outlander PHEV – Der hat ganz schön PHEVfer…

Mit der nun dritten Generation des Mitsubishi Outlander, haben die Japaner ein vollständig neu entwickeltes Mittelklasse-SUV geschaffen. Die Botschaft der Nippon-Ingenieure ist klar – solide, sicher, kraftvoll, zeitlos. Bei den Vorgängerversionen musste man sich stets mit einer eher mau wirkenden Optik und einem spartanischen Innenraum zufrieden geben, welcher von Premium so weit entfernt war wie der Mond vom Mariannengraben.
Bei uns Menschen ist es ja oft so, dass wir nicht aus Fehlern lernen bzw. kennt man mit Sicherheit nur zu gut die Weissagung, dass sich Menschen nicht ändern.

Nun ja, auf die Strategen aus Japan, welche sich dem Outlander annahmen, traf dies definitiv nicht zu.

Noch nie zuvor hat mich ein Auto so derart überrascht. Und wenn Sie mich kennen würden, dann wüssten Sie, dass es nicht einfach ist, mich wirklich mit etwas zu überraschen.

PHEVsch PHEVsch…

Der Outlander ist in seinen Proportionen ordentlich gewachsen – gerade einmal 30 Zentimeter fehlen ihm auf die fünf Meter-Marke. Die Optik wirkt kräftig, solide – in der Diamond Connect-Ausstattung gibt es nur noch LED für die Beleuchtung. Tagfahrlicht, Scheinwerfer und sogar Nebelscheinwerfer. Alles LED. Schicke 18-Zöller, verdunkelte Scheiben ab der B-Säule und ein elegant-sportlich wirkendes Heck sind ebenfalls inklusive. Premium lässt grüßen! Für solche Accessoires muss man bei anderen Herstellern schon ordentlich tief in die Tasche greifen – und da hat man dann noch nicht mal Allrad – geschweige, handelt es sich auf keinen Fall um einen Plug In Hybrid.

PHEV prangt am Heck des Testwagens. Was das wohl bedeutet?
Es steht für Plug-In Hybrid Electric Vehicle – und ist nebenbei bemerkt der weltweit erste Plug-In Hybrid SUV der Welt mit Allradantrieb.

PHEVnominal… dieses Interieur

Wenn man bei Mitsubishi einst etwas zu meckern hatte, dann war es wohl meist ein lieblos gestalteter Innenraum, welcher nur so mit Hartplastik protzte. Ehrlich gesagt, hatte ich ein mulmiges Gefühl als ich den Türgriff in die Hand nahm und vorsichtig die Fahrertür öffnete. In der Hoffnung, dass man ein optisch wunderbar gestaltetes Auto nicht durch einen ungerechtfertigten Innenraum verpfuscht.

Was soll sich sagen – wieder wurde ich positiv überrascht. Softtouch Materialien sind dort verbaut, wo man sich diese auch wünscht. Ein super-griffiges und hochwertiges Volant, stylische sowie gut ablesbare Tachoarmaturen, ein Ledergestühl welches man eigentlich nur aus der Oberklasse kennt.

Das Cockpit hat einen eigenen Reiz, es versprüht einerseits Moderne, gepaart mit Sportlichkeit und Eleganz. Dieser Mix ist sehr speziell, gefällt mir persönlich jedoch außerordentlich gut. Der schwarze klavierähnliche Lack in der Mittelkonsole sieht zwar schick aus, allerdings darf man hier regelmäßig Hand anlegen, um sämtliche Fingertapser wieder zu entfernen – den Swiffer Staubmagnet sollte man sich dringend zulegen!

Das 7-Zoll Touchscreen Display ist, wie mittlerweile üblich, mit den wichtigsten Features ausgestattet. Reagiert blitzschnell und auch die Auflösung ist außerordentlich gut. Die Bedienbarkeit sämtlicher Einstellungen im japanischen SUV-Hybriden ist wunderbar. Alles ist schnell und einfach meist mit einem Knopfdruck zu bedienen.

Lediglich die Anordnung mancher Knöpferl-Funktionen wirkt ein wenig chaotisch. So ist beispielsweise der Knopf für den Eco-Fahmodus direkt unter dem 7″-Display neben dem „Warnblinker“ angebracht. Den Button für den Sportmodus findet man am Ende der Mittelkonsole und will man rein elektrisch fahren so drückt man auf einen Knopf neben dem Automatikschalthebel. Aber gut, hier diskutieren wir nun über Kleinigkeiten, die nicht wirklich ins Gewicht fallen – denn eines sei gesagt: Dieser Innenraum überzeugt auf ganzer Linie. Hochwertiger kann man ein Interieur in dieser Preisklasse wohl nicht gestalten. Mitsubishi – alle Achtung!

Über das Platzangeobt muss man nicht viele Worte verlieren – Fahrer, Beifahrer, Fond und Kofferraum. Hier bleibt mir nur das Sprücherl: „Was will man mehr?“
Man muss nur ein klein wenig Geduld für die elektrische Heckklappe mitbringen – diese öffnet gar ein wenig langsam.

PHEVfer im A…

…ntrieb! Mein erster Gedanke: „2.4 Liter Hubraum, 135 japanische Pferdchen – Atkinson Zyklus? Ohhhh Mann – das Teil wird wohl wie ein angebundenes Koberind gehen“. Was soll ich sagen…
Auch hier haben mich die Japaner eines besseren belehrt. Immerhin gibt es ja noch einen 82 PS starken Elektromotor an der Vorderachse und einen 95 PS starken Elektromotor an der Hinterachse. Diese machen eine übliche Anfahrtsschwäche, welche man sich bei einem Motor mit Atkinson-Zyklus erwartet, komplett wett. An der Ampel verlässt man bei der Grünphase grundsätzlich als erster den Standstreifen und bei regennasser Fahrbahn haben dann sogar Sportwagenfahrer den wunderschönen Anblick des Hecks. Denn Traktionsprobleme gibt es im Mitsubishi Outlander so gut wie überhaupt keine. Selbst bei nasser Fahrbahn – und das, trotz des recht hohen Drehmoments durch die beiden Elektromotoren finden die Kräfte problemlos Haftung.

Doch nicht nur die gute Traktion ist eine kleine Lobeshymne wert, sondern generell das Fahrverhalten des japanischen Hochbeiners. Eigentlich erwartet man sich, speziell in Kurvenfahrten, ein Untersteuern, durch das recht hohe Gewicht und ein intensives Wankverhalten durch den recht hohen Schwerpunkt.
Wir rätseln heute noch, wie die japanischen Ingenieure das hinbekommen haben, doch würde man nicht selbst wissen, dass man in einem recht großen und auch recht hohen SUV sitzt, so würde man meinen, dass es sich um einen Kompaktwagen handelt. Kaum Seitenneigung und auch sportliches Kurvenfahren sind mit dem Outlander kein Problem – trotz des 55er Querschnitts der Pneus.

Ein großer Vorteil ist hier mit Sicherheit, dass die Batterie im Fahrzeugboden verbaut wurde – dies bringt einen sehr tiefen Schwerpunkt, wodurch ein äußerst stabiles Fahrverhalten ermöglicht wird.
Was das betrifft, haben hier so einige SUV-Konkurrenten das Nachsehen.

Die Agilität verdankt der großgewachsene Japaner allerdings auch seinem tollen Wendekreis von gerade einmal 10,6 Metern – hier gibt es Kleinwagen, welche mehr Platz brauchen. Somit macht der Allradler auch in der Stadt eine gute Figur – das Einparken wird übrigens mit einer gut auflösenden Rückfahrkamera inklusive 360 Grad Kamera zusätzlich unterstützt.

Wie schlägt sich das Nippon-SUV auf der Langstrecke?

Nun ja, das Dahingleiten auf der Autobahn ist ein regelrechter Genuss – Windgeräusche? Gibt es nicht – im Mitsubishi könnte man bei Tempo 130 eine Stecknadel fallen hören. Das ist tatsächlich schon ein sehr hohes Niveau, welches man hier vorgibt.
Vermutlich fragen Sie sich schon – gibt es denn überhaupt nichts auszusetzen am neuen Outlander?

Doch gibt es – leider.

Mitsubishi gibt vor, dass mit einer Tankfüllung 800 Kilometer möglich sind. Diesen Wert konnten wir leider so gar nicht erreichen. Zumindest nicht mit einer einmalig aufgeladenen Batterie. Soll nicht heißen, dass es unmöglich ist, sofern man die Batterie stets vor dem Leerwerden immer wieder auflädt, könnte diese Reichweite unter Umständen möglich sein.
Immerhin fuhren wir im Eco-Modus und voller Batterie die ersten 20 Kilometer mit 2,8 Liter Durchschnittsverbrauch. Ist die Batterie allerdings leer, klettert der Verbrauch schnell auf 8,5 Liter Benzin. Was jeodoch immer noch vertretbar ist, wenn man sich Gewicht und Aerodynamik vor Augen hält.

Den für mich größten Kritikpunkt
…heimst aber dann doch das Automatikgetriebe ein. Dieses ist keineswegs schlecht und bei normaler Fahrweise harmoniert dieses auch wunderbar mit der einwandfreien Synchronität zwischen dem Benzinaggregat und den Elektromotoren. Nur bei Volllast kommt es leider zum sehr unbeliebten „Gummiband-Effekt“ – sprich der Motor heult auf und dies tut er so lange bis man den Gas-Fuß wieder in Normalstellung bringt. Hier würde ich mir noch wünschen, dass man eventuell Schaltstufen simuliert, wie es auch schon viele andere Hersteller tun.

Zusammengefasst
muss man sagen, dass mich bis jetzt noch kein Auto so sehr überrascht hat wie der neue Outlander. Die Qualität, die Verarbeitung, das Fahrverhalten – all das hätte man einem Mitsubishi noch vor ein paar Jahren nicht zugetraut. Die Optik dürfte, an der einen Ecke oder Kante, vielleicht noch ein klein wenig mutiger ausfallen – dennoch, der Japaner ist ein zeitlos, gelungenes SUV und steht nicht nur hoch auf den vier Rädern, sondern auch auf einem sehr hohen Niveau.

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:
Die tadellose Verarbeitung – Premium lässt grüßen!
Das Zusammenspiel von Elektro- und Verbrennungsmotor
Die „Leichtigkeit“ und das Fahrverhalten

Was ich mir noch wünschen würde:
Eine Automatik ohne „Gummibandeffekt“
Schnellere automatische Heckklappe
Größere Speicherkapazität der Batterie

Technische Daten – Mitsubishi Outlander PHEV:

Motor / Antrieb

Motor: Reihen4 Zylinder 16V, Atkinson-Zyklus, DOHC, MIVEC (Variable Ventilsteuerung), inkl. zwei Permanent-Magnet-Synchronmotoren
Hubraum / Verdichtung: 2.360 ccm3 / 12,0:1
Leistung  kW /PS (Gesamt):
Benzinmotor: 99 kW / 135 PS bei 4.500 U/min
E-Motor VA: 60 kW / 82 PS
E-Motor HA: 70 kW / 95 PS
Drehmoment: 
Benzinmotor: 211 Nm bei 4.500 U/min
E-Motor VA: 137 Nm bei 1 U/min
E-Motor HA: 195 Nm bei 1 U/min
Antrieb: Allrad
Getriebeart: 1-Gang Automatik
0-100 km/h: 10,5 Sekunden
V-Max: 170 km/h
Batteriekapazität: 13,8 kWh (elektr. Reichweite laut Hersteller 45km)

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe – kombiniert, l/100 km: 2
Gas-Junky-Test – Durchschnitt l/100 km: 2,8 (Batterie voll), 8,5 (Batterie leer)
CO2 Emissionen: 46g/km Euro 6d-TEMP

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse: MacPherson Federbeine mit Stabilisator
Hi. Achse: Multilink Einzelradaufhängung
Bremsen:
VA:
17″ Scheibenbremsen innenbelüftet
HA: 16″  Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: Vorne 225/55 R 18, 7J ET 38 Hinten: 225/55 R 18, 7J ET 3

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.880kg
L/B/H: 4,695 / 1,800 / 1,703 (Meter)
Radstand: 2,670m
Wendekreis: 10,6m
Kofferraumvolumen: 463 bis 1.602 Liter
Tankinhalt:
45 Liter
Kraftstoff:
Super 9

Mitsubishi Outlander zu haben ab: 38.450,- € (Business Connect)
Basispreis Mitsubishi Outlander:
45.850,- € (Diamond Connect)
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 46.530,- €

Sonderausstattung:

Metallic Lack: € 680,-

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