Praxistest: Lexus NX 300 h: Müde Gesichter gibt es schon genug!

Lexus NX 300h: Müde Gesichter gibt es schon genug!

Nicht gerade unauffällig steht man mit dem Lexus NX an der roten Ampel und wartet bis endlich wieder das grüne Lämpchen aufleuchtet. Diese Situation kann vor allem in der Innenstadt etwas bitter werden, wenn man es nicht unbedingt als angenehm empfindet von allen Seiten beobachtet zu werden. Bei den Passanten kommt es da schon zu dem einen oder anderen unachtsamen Schritt, um die Frontpartie des Verkaufsschlagers von Lexus zu inspizieren.

Und wenn sogar der TU-Student die Front des NX beim Überqueren des Zebrastreifens, genau unter die Lupe nimmt, dann kann man doch nur mehr von Erfolg sprechen!

Endlich mal weg vom Einheitsbrei! 

Und genau aus diesem Winkel wird auch der NX von uns betrachtet. Irgendwie ist es ja auch schon langweilig, wenn die vielen SUV-Gesichter mancher Hersteller nur mehr von einzelnen Linien unterschieden werden können. Da beweist ein Hersteller wie Lexus mal so richtig Mut und traut sich endlich einen kantigen und dynamischen SUV auf die Räder zu stellen.

Auf der Freilandstraße im Rückspiegel signalisiert er mit dem prächtigen Grill und den schmalen Scheinwerfern auch ohne Worte: Fahr schneller oder lass mich doch endlich vorbei…

Wobei dies nur das Außenkleid andeutet, die inneren Werte sorgen für ein eher kontrastreiche Werte – frei nach dem Motto „Harte Schale, weicher Kern…“

Das Interieur – Der sündteure Maßanzug! 

Nimmt man hinter dem Steuer des Hybrid-SUV Platz, sitzt es sich meist noch ein Stück komfortabler als im Wohnzimmer. Zwar hat man dem NX keine Massagesessel verpasst, (wozu hat man denn Freund oder Freundin bzw. Mann oder Frau zu Hause) dennoch ist das Ledergestühl mit besonderem Komfort ausgestattet. Die breite Mittelkonsole mag manche Lenker ein wenig einengen – für mich fühlt es sich jedoch an, als hätte ich gerade einen sündteuren Maßanzug aus dem Schrank geholt.

Man ist von den teils Kunstleder und auch Echtleder Materialien umschlungen, da verbauen die meisten deutschen Hersteller nur Softtouch. Und falls es mal hie und da Leder gibt, kostet dies extra.

Lexus hingegen sorgt bei der F Sport Ausstattung ohne ein Kreuzerl zu machen für eine Haptik, die wohl bei anderen Fahrzeugen in der Oberklasse anzumuten ist. Auch das riesige Panoramadach, welches doch glatt als Wintergarten-Verglasung durchgehen könnte, sorgt für noch mehr Licht in beiden Reihen.

Dennoch hätte man, besonders bei den Materialien der Mittelkonsole, noch ein wenig nachbessern dürfen, was den Kunststoff betrifft oder auch die Schrauben, mit denen das hochwertige Leder befestigt wurde mit Abdeckungen verzieren können. Wobei unser „Gejammer“ nun schon auf sehr hohem Niveau ist.

Touchpad statt Dreh- und Drückregler! 

Das Infotainment-System bedient man nicht wie bei anderen Herstellern mittels Dreh-und Drückschalter. Die Lexus-Techniker haben eine Art Touchpad als Bedienfeld adoptiert. Anfangs ist die Reaktion ziemlich gewöhnungsbedürftig, aber wenn man mal den Dreh einmal raushat, dann läuft die Bedienung wie „geschmiert“! Das 10,3 Zoll Display lässt selbst Fahrer mit hohem Dioptrien-Werten alle Anweisungen problemlos ablesen – besonders die Navigation, maximiert über die ganze Anzeigefläche, ist ein wahrer Traum – da kann man getrost auf ein Head-up-Display verzichten.

Time to say goodbye – Diesel!

Der NX 300h verfügt über einen Saugbenziner und ein E-Aggregat. Der Hybrid-Antrieb kann besonders in der Stadt, wo man üblicherweise den höchsten Verbrauch hat, seine Stärken voll ausspielen. Da sind dann auch mal Verbrauchswerte an die fünf Liter problemlos möglich.

Hier trällern der Lexus und der Fahrer im Einklang, leise und fröhlich vor sich hin: Time to say goodbye – Diesel!

Selbst auf der Autobahn und der Freilandstraße ist so ein Selbstzünder dem Hybridsystem nicht mehr wirklich voraus. Hier kann man beim NX 7,5 bis 8 Liter vom Bordcomputer ablesen – die gibt es jedoch auch bei den meisten Turbodiesel-SUVs in dieser Größenordnung und einer Leistung von 200 PS zu lesen.

Gummiband-Effekt schluckt ein wenig Leistung 

Wenn wir fahrtechnisch dann noch etwas bemängeln müssten, dann das sehr träge CVT-Getriebe. Geht man in die Kickdown-Stellung hört es sich an, als würde ich meiner Katze auf den Schwanz treten, beziehungsweise fast schon hüpfen. Der typische „Gummiband-Effekt“ lässt sich hier nicht vermeiden und auch der manuelle Modus, wo man selbst die simulierten Gänge auswählt, macht es leider nicht besser. Schade, denn so sportlich und dynamisch die Optik des Luxus-Japaners ist, so gegenteilig sieht es mit einer sportlichen Fahrweise aus.

Zusätzlich hat man auch noch ein aktives Sound-Modul eingebaut, welches die ganze Sache noch ein wenig „akustischer“ macht – oder sagen wir: „Machen sollte“. Im Sportmodus klingt der NX nun wie ein Sportwagen mit V8-Sound, der die 500 PS Klasse locker aufmischt. Gott sei Dank hört man diese Kulisse nur gewollt im Innenraum und kann sie bei Bedarf auch mittels Drehrad deaktivieren.

Andererseits wenn wir die verschiedensten Blicke anderer Verkehrsteilnehmer dokumentiert hätten, wären wir wahrscheinlich bis dato noch nicht fertig. Der NX ist ein Blickfänger in jeder Hinsicht und sorgt unter den müden Gesichtern in diesem Segment für ein einzigartiges und zugleich auch für das sportlichste Design!

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:
Das sehr dynamisch gezeichnete Außenkleid, der hohe Komfort und die Metallic-Lackierung (saphir blau metallic) und die hochwertige Materialwahl.

Was ich mir wünschen würde:
Eine Wandlerautomatik oder ein Doppelkupplungsgetriebe, damit Optik und Fahrdynamik noch besser harmonieren würden.

Factporn:

Modell: Lexus NX 300h F Sport
Motor / Antrieb:
Benzinmotor (145 kW, 155 PS), 4-Zylinder, 16 Ventile, zwei obenliegende Nockenwellen, intelligente, variable Ventilsteuerung (VVT-i) Drehstrom-Synchronmotor mit Dauermagnet (105kW, 143 PS)
Hubraum: 2.494 ccm3
Leistung (Gesamt): 145 kW (197 PS)
Drehmoment: 210 Nm bei 4.200 – 4.400 U/min /
300 Nm 0 – 3.342 U/min (Elektromotor)
Antrieb: Allrad
Getriebeart: Elektronisch geregeltes kontinuierlich variables Getriebe (E-CVT) mit sequentiellen Schaltmodi
0-100 km/h: 9,2 Sekunden
V-Max: 180 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 5,6 / 5,4 / 5,5

Testverbrauch: 7,5-8,0 Liter
Leergewicht:
1.715 bis 1.905 kg
L/B/H: 4,68 / 1,845 / 1,645 (Meter)
Radstand: 2,66 (Meter)
Kofferraumvolumen: 555-1.600 Liter
CO2 Emissionen:
121g/km
Tankinhalt:
56 Liter
Kraftstoff:
Benzin Super
Lexus NX 300h zu haben ab: 41.990 €
Basispreis F Sport :
58.990 €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 61.490 €

Sonderausstattung

Metallic-Lackierung: 1.000,- €

Navigationspaket: 1.500,- €
10,3″ Display, Audiosystem mit 10 Lautsprechern, DVD-Player, zusätzlicher USB-Anschluss, Rückfahrkamera und Einparkführung

Panorama Glasdach (Entfall Dachreling) 450,- €

(c) Bilder: domquattro Fotografie & Sebastian Poppe

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