Praxistest: Ford Focus – Alle guten Dinge sind vier!

Die Kölner haben mit der bereits vierten Generation des Focus deren Kompaktmodell völlig neu aufgelegt, die Entwicklung wurde also auf dem sprichwörtlichen „weißen Blatt Papier“ gestartet.

Dies lässt sich auf den ersten Blick nicht wirklich anmerken, zumindest wenn man die Abmessungen unter die Lupe nimmt.

Längerer Radstand, neue Plattform und mehr Sicherheit

Der Golf Gegner hat sowohl in der Länge als auch in der Breite nur minimal dazu gewonnen, die Höhe des Hot Hatch fällt um 15 mm niedriger aus. Viel überraschender ist der um fünf Zentimeter in die Länge gewachsene Radstand, welcher nicht nur für mehr Beinfreiheit in zweiter Reihe sorgt, sondern auch die Fahreigenschaften auf längeren Strecken deutlich verbessert.

Die neue C2 Plattform trägt dazu auch ihren Teil bei, einerseits profitieren die Passagiere von einem deutlich luftigeren Platzangebot – das Ladeabteil fasst nun 341 Liter, bei umgelegter Rückbank (60:40) bietet der Focus sogar 1.354 Liter. Wer mehr Platz für Hund, Kind und Kegel benötigt kann natürlich auch zur Traveller Variante greifen.

Andererseits bietet die neue Basis eine um 40 Prozent höhere Crash-Struktur, dies sorgt beim NCAP-Crashtest für die Bestnote.

Sehr erfreulich erweist sich auch die hohe Individualisierung der Ausstattungsvarianten. Für den österreichischen Markt kann man zwischen zehn verschiedenen Ausstattungsvarianten wählen.

Wir haben den Focus mit sportlichen Außenkleid in der sogenannten ST-Line zum Test gebeten.

Bereits das Exterieur besticht mit zahlreichen dynamischen Akzenten. Neben den unzähligen Anbauteilen der ST-Version sorgen auch die 18-Zoll-Leichtmetallfelgen für einen sehr sportlichen Auftritt.

Und es ist kaum zu glauben, es gibt tatsächlich noch Hersteller, die es nicht unter dem Heckdiffusor hervorqualmen lassen, sondern zwei satte Endrohre am Heck platzieren – bravo Ford!

Sportliches Interieur, Knöpferlkino beseitigt

Diese sportlichen Akzente ziehen sich bis in das Interieur des Topsellers aus Köln. Aber bereits nach dem Öffnen der Tür gab es einen Eintrag ins Lastenheft aufgrund der nicht gerade sehr hochwertig wirkenden Kantenschoner, die bereits nach vierstelligem Kilometerstand klemmten.

Hingegen gefällt uns, dass das Knöpferlkino des Vorgängers beseitigt wurde und der Innenraum nun um einiges aufgeräumter wirkt.

Auch über die Sportsitze gibt es keinen Grund zu meckern, diese bieten genügend Seitenhalt und aufgrund der Kontrastnähte wirken auch diese äußerst athletisch.

Mittels des 8-Zoll-Touchscreen können die Funktionen des Infotainmentsystem abgerufen werden. Der Bildschirm reagiert zügig und ist logisch aufgebaut. Die Verbindung mit dem Smartphone gelingt flott und auch die Navigationsdame hinterlässt einen äußerst kompetenten Eindruck. Auch die Rückfahrkamera überraschte mit einer hohen Auflösung und einem sehr hellen Bild, welches auch bei Nacht eindeutig die Bestnote verdient!

Hingegen sorgte der Fernlicht-Assistent für einen zweiten Eintrag ins Lastenheft. Des Öfteren hat dieser viel zu früh aufgeblendet oder viel zu spät abgeblendet, dies finden wir sehr schade, da die Front LEDs einwandfreie Sicht auch bei Fahrten zu später Stunde liefern.

Und wie fährt sich nun der beste Focus aller Zeiten?

Bereits auf den ersten Metern merkt man, dass der Focus ST-Line deutlich an Agilität dazugewonnen hat. Der Blick in das Datenblatt bestätigt, dass die Otto-Motoren ausschließlich nur mehr als Dreizylinder angeboten werden.
Dennoch ist dies noch lange kein Grund zur Sorge, das Downsizing-Aggregat mit einem Liter Hubraum sorgt bereits aus dem Drehzahlkeller für ein sattes Drehmoment. Außerdem haben die Ingenieure dem Dreizylinder eine verbesserte Dämmung spendiert, wodurch die Vibrationen nahezu komplett eliminiert wurden. Im Teillastbetrieb verfügt das Primzahl-Motörchen über eine Zylinderabschaltung, wodurch der Kompakte nur mehr auf zwei Töpfen läuft und dadurch den ein oder anderen Liter einspart.

Die Lenkung ist äußerst präzise und direkt ausgelegt und liefert ausreichend Feedback, wodurch besonders in engen Kehren der Fahrspaß nochmals gesteigert werden konnte.

Auch das Sechsgang-Schaltgetriebe ist aufgrund der kurzen Schaltwege eine perfekte Alternative zu der erstmals erhältlichen Achtgang-Automatik.

Die Tachonadel streift nach exakt zehn Sekunden die dreistellige Geschwindigkeitsmarke. Mindestens genauso flott kann der Hot Hatch auch wieder zum Stillstand gebracht werden, denn die Bremsanlage packt kräftig zu, ist aber einwandfrei dosierbar.

Das Sportfahrwerk ist in Kombination mit den 18-Zoll-Leichtmetallfelgen eher auf die straffe Linie abgestimmt, wodurch der Fahrspaß auch bei engen Kehren anhält. Sehr lobenswert fällt auch die Dämmung des Fahrzeugs aus, denn selbst bei erlaubten 140 km/h auf der A1 rollt der neue Focus ohne störende Windgeräusche in Richtung Westen.

Dass sich der Einliter-Benziner bei flotterer Fahrweise der sieben Liter Marke nähert, sei ihm vergönnt, denn wir haben bis dato wohl noch kein Downsizing Aggregat getestet, welches in dieser PS-Klasse so direkt am Gas gehangen ist und uns mit ausreichender Leistung verwöhnte.

Unser Fazit

Ford hat mit der bereits vierten Generation wohl den besten Focus aller Zeiten auf den Markt gebracht. Seit der Einführung konnten sieben Millionen Stück des Kompakten in Europa abgesetzt werden. Mit der noch effizienteren Motorenpalette, einem noch sportlicheren Fahrverhalten und luftigeren Raumangebot können die Kölner bestimmt die Stückzahlen pushen.

Was uns gefällt:

  • Fahrspaß auf hohem Niveau
  • KEINE FAKE AUSPUFFBLENDEN
  • Hervorragende Geräuschdämmung
  • Die gestochen scharfe Rückfahrkamera

Was wir noch verbessern würden:

  • Die billig wirkenden Kantenschoner
  • Den eher trägen Fernlichtassistenten
  • Kinderkram…

Technische Daten: Ford Focus ST-Line 1,0 l EcoBoost 125 PS M6 ST-Line (5-Türer)

Motor / Antrieb

Motor: Reihen-Dreizylinder mit Turboaufladung
Hubraum: 998 ccm3
Leistung kW /PS (Gesamt): 92 kW / 125 PS
Drehmoment: 170 Nm bei 1.400-4.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Getriebeart: 6-Gang Handschaltung
0-100 km/h: 10,0 Sekunden
V-Max: 200 km/h

Verbrauch / Umwelt

Werksangabe: Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 6,2 / 4,5 / 5,1
Gas-Junky-Test: Durchschnitt l/100 km: 6,8
CO2 Emissionen: 115 g/km

Fahrwerk / Reifen / Bremsen

Vo. Achse + Hi. Achse: vorne: Einzelradaufhängung an McPherson Federbeinen
hinten: Verbundlenker-Hinterachse
Bremsen: VA: Innenbelüftete Scheibenbremsen; HA: Scheibenbremsen
Felgen / Reifen: 215/50 R17 (7 J x 17)

Gewicht und Maße

Leergewicht: 1.322 kg
L/B/H: 4.387 / 1,825 / 1,452 (Meter)
Radstand: 2,70 m
Kofferraumvolumen: 341 – 1.320 Liter
Tankinhalt: 52 Liter
Kraftstoff: Super 95

Preise

Ford Focus zu haben ab: € 20.000,-
Ford Focus ST-Line zu haben ab: € 25.797,56,-
Preis Testfahrzeug, inkl. NoVA und Mwst: € 31.892,63,-

Sonderausstattung:

Design Paket 4 € 2.169,43,-
Komfort Paket 2 € 568,19,-
Park-Paket € 516,52,-
Styling Paket ST-Line € 568,19,-
Technologie-Paket € 619,83,-
Winter-Paket € 413,23,-

Rückfahrkamera Split-View € 237,60,-
Toter-Winkel-Assistent € 361,57,-
Normalfarbe € 154,96,-
Color Me! – Dachlackierung € 309,92,-
Induktive Ladestation € 175,63,-

(c) Bilder und Text: Gas Junky, sp

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