Praxistest Subaru Forester: Jäger und Sammler?

Ist der Subaru Forester tatsächlich noch ein Auto für Jäger, Landwirte oder Förster? 

Subaru bietet mit dem Forester seit 1997 ein SUV an, welches in erster Linie für den praktischen Nutzen entwickelt wurde. Nicht umsonst wurde damals der Name „Forester“ gewählt, was übersetzt „Förster“ oder „Waldarbeiter“ bedeutet.

Es wird einem ausreichend Platz im Innenraum und bei der Bodenfreiheit geboten und der erstklassige Subaru-Allradantrieb sorgt dafür, dass man auch bei noch so steilen Schotterstraßen vorwärts (bzw. aufwärts) kommt. Da darf man sich also nicht wundern, dass sich dieses Auto bei unseren Förstern, Jägern und Bauern großer Beliebtheit erfreut.
Doch der Forester kann inzwischen weit mehr als sich nur auf Schotterstraßen auszutoben – beispielsweise wird ab dem Modelljahr 2018 mit dem EyeSight-System modernste Fahrassistenz für Stadt und Autobahn verbaut.
Der Testwagen ist genau mit dieser Technologie ausgestattet, doch dazu später mehr.

Ein biederes Äußeres? Nur auf den ersten Blick

Subaru Österreich hat uns für den Testzeitraum einen Subaru Forester 2.0i Comfort EyeSight spendiert. Zugegeben kommt der Forester auf den ersten Blick etwas unscheinbar daher, das liegt aber nur an der Fahrzeugfarbe „Sepia Bronze“ die für den ein oder anderen etwas „langweilig“ wirken mag – in einer ländlichen und waldigen Gegend passt diese Farbe aber ganz gut hinein.
Im Vergleich zu älteren Modellen fallen einige Chrom-Applikationen an der Front auf, welche den ein oder anderen Jäger dann doch etwas abhalten sich zu sehr in Schlaglöchern rumzuwälzen.
Der große Kühlergrill sorgt für ein bulliges Auftreten was meines Erachtens nach auch durch den großen Abstand der Nebelscheinwerfer zu den voluminösen, aber modernen Hauptscheinwerfern verstärkt wird. Apropos Scheinwerfer – das C-förmige Tagfahrlicht finde ich sehr gelungen, es sorgt für ein trendiges Bild im Rückspiegel. Unerwähnt sollte dabei nicht bleiben, dass die LED-Scheinwerfer bereits ab der kleinsten Ausstattungslinie „Comfort“ serienmäßig verbaut sind – daran können sich einige andere Hersteller ein Beispiel nehmen!
Das C-förmige Design der Scheinwerfer setzt sich auch an den Heckleuchten fort, wodurch die Optik insgesamt sehr stimmig wirkt.

Der Innenraum bietet weit mehr als aufgewertete Materialen

Bereits nach dem ersten Aufeinandertreffen war mir eines klar! Diese wuchtige Fahrertüre fällt gediegen ins Schloss!  Hier bekommt man nicht das Gefühl in einem billig verarbeiteten Asiaten zu sitzen, ganz im Gegenteil. Es fühlt sich schon sehr wertig an, bei dem großen Seitengriff und den stoffbezogenen Seitenteilen. Einzig das Hartplastik im oberen Türbereich stört hier etwas, dafür wird man bei der Haptik am Armaturenbrett entschädigt, da dieses ausschließlich mit Soft-Touch-Materialien geziert wurde, auf das legen wir Europäer eben großen Wert.
Die Instrumentenanordnung und Bedienelemente von Heizung und Klima sind sehr übersichtlich gestaltet worden. Zentral wurde das Display für das Multifunktionssystems platziert, über welches man das Radio, die Rückfahrkamera aber auch Smartphone-Apps bedienen kann. Das eigene Smartphone kann mittels Bluetooth verbunden werden – so stört es nicht wirklich, dass kein Navigationssystem vorhanden ist, da man heutzutage über GoogleMaps ohnehin besser bedient ist und dies kann man sich über „Android Auto“ oder „Apple CarPlay“ anzeigen lassen kann.
Im oberen Bereich des Armaturenbrettes gibt es noch ein zusätzliches Display. Über diesen Monitor werden diverse Fahrzeuginformationen wie zum Beispiel Verbrauch, Reichweite etc. angezeigt. Nicht vergessen sollte man die Fahrzeugseitenüberwachung, welche ebenso auf diesem Display angezeigt wird. Im rechten Außenspiegel befindet sich eine kleine Kamera, welche den Bereich um das rechte Vorderrad filmt und in das Display widerspiegelt. Diese Kamera schaltet sich automatisch bei Rückwärtsfahrten ein, kann aber auch über eine Zusatztaste während der Fahrt aktiviert werden. So können Bordsteinschäden vermieden werden  – zusätzlich erlaubt diese Kamera beim Rangieren auf engen und steilen Schotterstraßen eine millimetergenaue Arbeit.

Das Interieur wurde durch ein großes Panoramaschiebedach mit genügend Helligkeit noch stimmiger gestaltet. Selbst bei dieser Affenhitze kippt man das Glasdach recht gerne.
Die Stoffsitze sind bequem gepolstert, leider ist nur der Fahrersitz elektrisch verstellbar – heutzutage erwartet man sich das auch beim Beifahrersitz.

Das Platzangebot im Fond ist sehr großzügig gestaltet, auch für großgewachsene Passagiere, da die Karosserieform nicht abfallend gezeichnet wurde.
Mit seinen 505 Litern (bei hochgeklappten Rücksitzen) ist der Kofferraum zwar kein SUV-Platzwunder, aufgrund der Höhe lassen sich aber problemlos auch größere Gegenstände transportieren.

Ein schwerfälliger Riese?

Bei der ersten Ausfahrt im Subaru Forester war ich positiv überrascht, wie gierig das Gas angenommen wurde und, wie flott er sich im Stadtverkehr bewegte – schließlich handelt es sich ja um einen Saugbenziner. Dennoch bin ich von den Fahrleistungen insgesamt etwas enttäuscht. Weil so gut der Eindruck im Stadtverkehr war, so schlecht war er dann auf Landstraßen und Autobahnen. Denn um die 150 PS in Vortrieb zu verwandeln benötigt der Boxer-Motor eines – nämlich Drehzahl, viel Drehzahl. Und das merkt man sobald man etwas fester das Gaspedal betätigt, denn die Automatik schaltet dann sofort einige Gänge zurück und der Motor heult  in Richtung der 6.000 Umdrehungen auf. Sportlich ambitionierten Fahrern gefällt das wahrscheinlich, normale Fahrzeuglenker verunsichert das womöglich bzw. könnte das etwas abschrecken. Dadurch wirkt eine Fahrt auf Landstraßen und Autobahnen etwas nervös. Außerdem wirkt sich dieses Verhalten auch auf den Spritverbrauch aus.

Und im manuellen Modus?

Obwohl es sich um ein CVT-Getriebe handelt, haben die Japaner Stufen reinprogrammiert, welche das Fahrverhalten ein wenig akustisch als auch sportlich verbessern sollten.  Vergebens, denn dabei wurde ich aber von den ruckligen Schaltvorgängen des Automatikgetriebes gestört – da war das Getriebe des Levorgs deutlich besser abgestimmt.
Sollte man den mehr als 1,5 Tonnen Koloss also flotter bewegen wollen ist man mit der turboaufgeladenen Version „2.0 XT Exclusive“ mit 177 kW (240 PS) besser bedient.

Ist der Boxer Benziner ohne Turbo eine schlechte Wahl?

Von den drehzahlhungrigen Sprints abgesehen hat der Boxer-Motor doch einige Pluspunkte zu bieten. Neben der erwähnten Agilität im Stadtverkehr zeichnet sich bei diesem Aggregat nämlich eine extreme Laufruhe ab, wodurch ein mehr als entspanntes Cruisen besonders im unter Drehzahlbereich bei so gut wie jeder Geschwindigkeit möglich ist. Bei solchen Fahrten hat man fast den Eindruck in einem SUV mit einer V8-Maschine zu sitzen, weil hier gibt es kein Nageln und Klopfen des Motors. Für Fahrer die Wert auf solche Eigenschaften legen ist der Forester sicherlich eine optimale Wahl.

Der Subaru Allradantrieb bleibt ein Meister seiner Klasse

Bei den Kurvenfahrten im Forester merkt man, was man heutzutage in den meisten Pseudo-Allradfahrzeugen vermisst – den Allradantrieb. Egal, wie langsam oder schnell man fährt, das kurvenäußere Hinterrad drückt den Wagen immer zuverlässig nach innen. Hier gibt es keinen Vorderantrieb, der erst im Bedarfsfall elektronisch verzögert und den Heckantrieb dazu schaltet, hier wird noch Wert auf einen permanenten Allradantrieb gelegt. Zwar wird auch hier elektronisch geregelt, dennoch bleibt er auch im normalen Fahrbetrieb ein permanenter Allrad.

Die Grenzen setzt hier nur die Physik – der hohe Fahrzeugschwerpunkt wird in engen Kurven deutlich spürbar, aber für flotte Kurven haben die Jungs bei Subaru sowieso noch andere scharfe Geräte im Portfolio.
Zum serienmäßigen Allradantrieb gehört auch der X-Mode Offroadassistent, der eine Traktions- und Bergabfahrhilfe beinhaltet.
Damit ist man bestens für jede Fahrsituation ausgestattet und es ist ganz klar, wieso Subaru der weltweit größte Hersteller von Allrad-PKWs ist.

Das EyeSight-System sorgt für sichere Fahrten in Stadt und Land

Beim Fahrzeugdach fallen einem innen beim Bereich der Windschutzscheibe zwei große Ausbuchtungen auf, hinter denen sich die beiden Kameras für das EyeSight-System befinden.
Hinter dem Begriff „EyeSight“ steckt ein ganzes Paket modernster Assistenzsysteme.
Dazu zählen:

  • Notbremsassistent inklusive Kollisionswarner
  • Spurhalte- bzw. Spurleitassistent
  • Totwinkelassistent
  • Querverkehrsassistent
  • Adaptiver Tempomat
  • Stop & Go Anfahrassistent

Rein theoretisch wäre man damit in der Lage autonom zu fahren, was aus Sicherheitsgründen aber nicht erlaubt ist, deswegen sollte man immer aktiv während der Fahrt bleiben und im Notfall selbst eingreifen.
Aber der Anfang ist gemacht, so ist es jetzt schon möglich, dass man sich mittels Stop & Go Assistenten gemütlich durch den Stau fahren lässt und dass sich der adaptive Tempomat automatisch an der Geschwindigkeit des Vordermanns anpasst.
Mit dem adaptiven Tempomat musste ich mich auf der Autobahn aber erst etwas anfreunden, da mir persönlich das System zu früh eingreift. Man hat zwar die Möglichkeit drei Empfindlichkeitsstufen einzustellen, aber selbst bei der kleinsten greift das System zu früh ein. Aber hier gilt „Sicherheit geht vor“ und so gesehen haben die Empfindlichkeitsstufen wohl schon ihre Berechtigung.
EyeSight kann durch die beiden Frontkameras mehrere Fahrspuren erkennen, was grundsätzlich auch sehr gut funktioniert, nur hat mir das System auf kurvigeren Abschnitten der Westautobahn manchmal den Verkehr der anderen Spur als den der eigenen erkannt und unnötig eingegriffen.

Unseren ausführlichen Bericht zu den Assistenzsystemen von Subaru gibt es auch hier nachzulesen: Subaru Techevent im Autohaus Erdberg

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:
.) Der laufruhige Boxer-Motor.
.) Die EyeSight Technologie.
.) Die Kamera der Fahrzeugseitenüberwachung.
.) Das großzügige Platzangebot.
.) Die Cockpit Rundumsicht dank der schmalen B-Säule.

Was ich mir noch wünschen würde:
.) Aktivere Beschleunigung außerhalb der City.
.) Eine ruhigere Automatik – wie beispielsweise im Levorg.
.) Aufgrund des hohen Eigengewichts griffigere Bremsen.

Fazit:

Der Forester ist schon lange kein Auto mehr, welches ausschließlich für Landwirte, Jäger oder Förster geeignet ist. Nicht einmal in der Stadt spielt man den Elefanten im Porzellanladen. Mit der Technik des EyeSight-Systems ist man jederzeit reichlich mit diversen Sicherheitsfeatures gewappnet. Das Lineartronic-Getriebe verlangt eine hohe Drehzahl, welche dem Saugbeziner ein paar Pferdchen kosten, da wäre ein manuelles Getriebe wohl die bessere Lösung. Nichtsdestotrotz ist das Preis-/Leistungsverhältnis für dieses nahezu perfekte Gesamtpaket eine echte Ansage!

Modell: Subaru Forester 2.0i Comfort EyeSight
Motor / Antrieb: Vierzylinder-Boxer-Benzinmotor Allrad
Hubraum / Verdichtung: 1.995 ccm
Leistung  kW /PS (Gesamt): 110 kW / 150 PS
Drehmoment: 198 Nm bei 4.200 bis 6.200 U/min
Antrieb: Allradantrieb
Getriebeart: 6-stufiges Automatikgetriebe Lineartronic
0-100 km/h: 11,8 Sekunden
V-Max: 192 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 8,1 / 5,5 / 6,5
Verbrauch Test – Durchschnitt: 8,8 Liter
Leergewicht:
1.551 kg
L/B/H: 4,61 / 1,79 / 1,73 (Meter)
Radstand: 2,64 m
Wendekreis: 5,7 m
Kofferraumvolumen: 505 bis 1.540 Liter
CO2 Emissionen:
148 g/km
Tankinhalt:
60 Liter
Kraftstoff:
Benzin
Subaru Forester zu haben ab: 31.740 €
Basispreis getestete Version:
34.990 €
Preis Testfahrzeug inkl. Mehrausstattung, % NoVA und 20 % USt: 34.990 €

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