Alfa Romeo Stelvio – Testbericht

ALFA ROMEO STELVIO: GUT DING BRAUCHT WEILE! 

Bereits vor 15 Jahren hat Alfa erstmals ein Konzept des Hochbeiners veröffentlicht. Zu dieser Zeit hätte sich kaum jemand vorstellen können, dass sich der SUV-Hype dermaßen durchsetzt. In der Zwischenzeit musste der Konzern harte Zeiten überstehen, sodass man das traditionelle Logo öfters in der deutschen Bundesliga als auf Österreichs Straßen sah.

Im Jahre 2016 war es dann schließlich soweit und die Italiener präsentierten deren SUV-Modell auf der L. A. Auto Show – gut Ding braucht eben Weile.

Die Power-Version holt den Titel! 

Wir durften bereits im Frühjahr mit der stärksten Variante ein paar Runden auf dem Red Bull Ring drehen. Natürlich liegt hier die Giulia etwas satter auf der Straße, aber für ein Power-SUV mit nicht gerade zartem Eigengewicht bereitete der 510 PS starke Stelvio Quadrifoglio jede Menge Freude am Fahren. Dies wurde auch bei einer Rekordfahrt am Nürburgring unter Beweis gestellt: 7:51,7 benötigte die Kleeblatt-Version und holte sich den Titel, schnellstes SUV der Welt – den Bayern und Affalterbachern ein Schlag ins Gesicht.

Der V6-BiTurbo aus dem Hause Ferrari klingt ausgezeichnet und sorgt für noch bessere Kraftentfaltung. Aber wie schlägt sich nun der hubraumstarke Selbstzünder?

Kaum haben wir bei einer Abholung eines Fahrzeugs größere Vorurteile entwickelt als bei diesem Modell. Grundsätzlich sollte ja in einem Alfa-Modell kein Dieselaggregat werken und ebenso haben wir uns gefragt, wie sich die Italiener in puncto Materialwahl und möglichen Anfälligkeiten schlagen. 

Kein Grund zur Sorge! 

Wir können Ihnen diesbezüglich alle gerunzelten Sorgenstirnfalten glattbügeln, denn der Stelvio hat unser veraltetes Alfa-Bild aus dem Gedächtnis verdrängt. Nichts knarzt, nichts scheppert, nichts blinkt oder leuchtet dauerhaft auf, nicht mal das ESP-Lämpchen, denn die elektronische Hilfe kann man beim Stelvio leider gar nicht deaktivieren.

Die Materialwahl im Innenraum geht ganz klar für diese Preisklasse in Ordnung. Das Armaturenbrett ist mit hochwertigen Softtouch-Materialien überzogen – einzig die Oberfläche hätte noch mehr „Emozione“ vertragen.

Die vereinzelten Elemente in Echtholz lassen den Innenraum noch edler wirken, darüber hinaus passen diese auch ideal zur gesamten Konfiguration des Diesel-Stelvios. Sie sorgen in dem schlicht angeordneten Cockpit für einen pfiffigen Aufritt, welcher zugleich auch Eleganz mit sich bringt.

Hightech-Zentrale

Das Infotainment erinnert ein wenig an jenes der Bayern oder Ingolstädter, die Navigation als auch die Koppelung mit dem Smartphone läuft wie am Schnürchen. Denn es ist simple zu bedienen und reagiert in den meisten Fällen auch ziemlich zügig. Zwar sind hier die Jungs von Daimler mit deren neuen Infotainment und mit den beiden riesigen Monitoren eine Autolänge voraus, aber der Stelvio will nicht als Hightech-Zentrale durchgehen, sondern die Emotionen beim Fahren wecken – aber dazu später mehr.

Traditionelle Abwechslung! 

Beim Exterieur hat man großen Wert auf eine Kombination von Sportlichkeit und Eleganz gesetzt. Das SUV wirkt auf den ersten Blick ganz schön bullig, zugleich aber auch äußerst elegant und sportlich. Der typische Alfa-Kühlergrill sorgt mal für traditionelle Abwechslung im Rückspiegel, die Leuchten verzichten auf LED-Technik, sorgen aber trotz Xenon für ausgezeichnete Ausleuchtung der Fahrbahn.

Das Heck wirkt sportlich und elegant zugleich, die abfallenden Dachlinie gibt dem Design noch zusätzlich den letzten Schliff an Perfektion. Die überdimensionierten Auspuffblenden sind Geschmackssache, aber kein Grund zum Meckern, denn andere Hersteller verbauen billige Fake-Plastikblenden, was hier Gott sei Dank nicht der Fall ist.

Maranello-Feeling auf die brummelige Art 

Hat man dann die ideale Sitzposition in den Leder-Hockern eingenommen, lässt man den 2,2-Liter-Diesel am Sportlenkrad mittels Knopfdruck an – trotz des Diesels unter der Haube kommt ein wenig Feeling aus Maranello auf.

FAHRFREUDE 

Der brummelige Selbstzünder ist an eine 8-Gang-Automatik aus dem Hause ZF gekoppelt. Diese verrichtet ihre Dienste einwandfrei, ganz smooth werden hier die Gänge eingelegt, außer wenn man den DNA-Schalter (Fahrmodi) auf die sportliche Linie trimmt. Man profitiert von einer verbesserten Gasannahme, die Gänge werden höher ausgedreht und die verdammt straff abgestimmte Lenkung wird nochmals ein Stück direkter. Im Vergleich zum Power-Modell verfügt der stärkste Diesel um nur 130 Nm weniger Drehmoment, dies merkt man besonders bei kurvigen Strecken, wenn der kräftige Drehmoment-Schub bereits aus dem Drehzahlkeller ideal abgerufen werden kann.

Einzige Mankos sind die schlechte Dämmung des Aggregats und die unterdimensionierten Bremsen, wenn man mal ein wenig flotter auf die nächste Kehre zugeschossen kommt, da würde man sich doch ein wenig mehr Biss wünschen.

Der Feind des Tankwarts! 

Deutlich erfreulicher können wir über den Verbrauch berichten, denn wir haben auf den knapp 1.100 Kilometern maximal 7,5 Liter auf 100 Kilometer verbraucht und das ist schon mal eine Ansage für dieses nicht gerade untermotorisierte Aggregat, mit über 1.500 Kilogramm auf den Rädern. Auf Langstrecken sind sogar mal 7,3 Liter abgelesen worden.

Platzangst bekommt man nicht mal in der Tiefgarage! 

Ebenso hervorragend können wir das Platzangebot in beiden Reihen beurteilen, sowohl Kopf- als auch Beinfreiheit bekommt man im Stelvio ausreichend spendiert. Auch das Kofferraumvolumen überrascht mit hohem Fassungsvermögen und einer niedrigen Ladekante. Selbst bei Fahrten in Tiefgaragen ist man keinesfalls dauerhaft am zittern und schwitzen. Die Rückfahrkamera beseitigt die eher bescheidene Sicht nach hinten in einer tadellosen Grafik – das hätten sich selbst die jahrelangen Alfa-Fans nicht gedacht.  

Unser Fazit: 

Die Italiener haben mit dem Stelvio ein fantastisches Auto auf die Räder gestellt, welches besonders beim Fahrverhalten so mancher deutschen Konkurrenz das Leben verdammt schwer macht. Klar gibt es hie und da kleine Verbesserungsvorschläge, aber ohne diesen wäre er ja kein richtiger Alfa beziehungsweise muss man ja noch für ein Face-Lift nachbessern können.

Was mich persönlich begeistert:

Dynamik des Motors und das SUV-untypische sportliche Handling
Niedriger Verbrauch
Der ansehnliche Auftritt mit jeder Menge „Emotioni“

Was ich mir noch wünschen würde:
Bessere Geräuschdämmung des Dieselaggregats
Größer dimensionierte Bremsen
Kleine Verbesserungen bei der Materialwahl des Interieurs – aber wirklich nur kleine

Factporn: 

Modell: Alfa Romeo Stelvio 2.2 Turbo Diesel Q4
Motor / Antrieb: 4-Zylinder Reihe mit Abgasturbolader und Common-Rail-Einspritzung
Hubraum / Verdichtung: 2.143 ccm
3 /
Leistung  kW /PS (Gesamt): 154 kW / 210 PS bei 3.750 U/min
Drehmoment: 470 Nm bei 1.750 U/min
Antrieb: Allrad                                                                          
Getriebeart: 8-Stufen-Automatik
0-100 km/h: 6,6 Sekunden
V-Max: 215 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 5,5/4,4/4,8 (NEFZ)
Verbrauch Test – Durchschnitt l/100 km: 7,3 -7,5 L
Leergewicht:
 1.734 kg
L/B/H: 4,687 / 1,903 / 1,671 (Meter)
Radstand: 2,818 (Meter)
Kofferraumvolumen: 525-1.600 Liter
CO2 Emissionen:
127 g/km
Tankinhalt:
58 Liter
Kraftstoff:
Diesel
Alfa Stelvio zu haben ab: 44.700 € (Stelvio 2.2 Diesel 160 PS RWD )
Basispreis Alfa Romeo Stelvio 2,2 Turbo Diesel Q4 (210 PS):
53.200 €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 64.096,60 €

Sonderausstattung:

Glasschiebedach zweigeteilt mit elektronischer Schiebedachfunktion € 1.778

Bremssättel schwarz € 381

Sonderlackierung: Bianco Alfa € 508

19 Zoll, 10 Speichen Leichtmetallfelgen € 1.054,10

 Lusso Paket Walnussholz € 3.175

  • 8-Weg verstellbare Vordersitze mit einer 4 Weg verstellbaren Lendenwirbelstütze mit Speicherfunktion
  • Lederpolsterung „Pieno fiore“
  • Sport Lederlenkrad mit Lenkradheizung
  • Sitzheizung vorne
  • Elektrisch einklappbare Außenspiegel
  • Innenausstattung Echtholz Walnussdekor
  • 7 Zoll TFT Instrumentenanzeige
  • Beheizbare Waschanlagendüsen
  • Türumrandung in Chrom (DLO)

Komfort-Pake € 654,05

  • Keyless-Entry (Fahrer- und Beifahrertüre)
  • Türgriffbeleuchtung
  • Air Quality System (AQS)
  • Athermische Windschutzscheibe

Alfa TM Connect 3D Nav 8,8 Zoll: € 2.159

Dab – Digital Audio Broadcast: € 317,50

Fahrassistenz Paket PLUS: € 869,95

  • Parksensoren vorne und hinten
  • Totenwinkel-Assistent / Rear Cross Path – Assistant
  • Außenspiegel mit elektochronischer Abblendfunktion
  • Rückspiegel mit automatischer Abblendfunktion und eingebautem Mikrofon
  • Rückfahrkamera mit dynamischen Gitterlinien
  • Automatischer Fernlichtassistent

 Summe Sonderausstattung: € 10.896,60

(c) Text und Bilder: Gas Junky

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