Honda Civic Sport Plus – Kurvenfahrmanie

Honda Civic Sport Plus – Kurvenfahrmanie

…in zehnter Generation und immer noch anders

Lang ist’s her, als die allererste Generation des Honda Civic vom Band lief. Im Jahre 1972 startet Honda mit der Produktion des – damals noch recht kleinen – Kompaktwagen. Gegründet wurde die japanische Motorenfirma schon 1948. Damals produzierte man Motoren für Fahrräder und später Motorräder. Erst 1963 entwickelte man die ersten Automobile.
Um das Geschichtliche noch ein wenig zu komplettieren – der Name Honda stammt übrigens von seinem Gründer: Sōichirō Honda (17. November 1906 bis † 5. August 1991).
Nach wie vor ist der Traditionsbetrieb immer noch eine der wenigen unabhängigen Automobil- und Motorradhersteller in Japan und der größter Motorenhersteller der Welt.
Der Gründer Sōichirō – selbst einst Rennfahrer – prägte die Marke für den Motorsport. Heute ist Honda in vielen Rennsportklassen vertreten. Von den Tourenwagen bis hin zur Formel 1.

Mit knapp 20 Millionen verkauften Exemplaren zählt der Honda Civic zu den meistverkauften Autos weltweit.
Mit dem sportlich Kompakten Samurai polarisierte Honda einst und tut es heute immer noch. Jede Generation sieht grundsätzlich immer ganz anders aus. Was vielen Leuten eher wenig zusagt, finden andere hingegen mutig, aufregend und grandios. Also ich persönlich gehöre ja eher zu den Letzteren.

Mit der aktuellen zehnten Generation ist es wieder mal so geschehen. Völlig anders – als der Vorgänger. In einer Zeit wo Kompaktautos vieler Hersteller aussehen, als würde man untereinander nur mehr Emblems austauschen – so ähnlich sind sie sich oft schon – tut so ein frischer Wind, eines Herstellers wie Honda, recht gut. Das dies nicht jedermanns „Geschmack“ ist, dürfte klar sein. Beim Civic gibt’s nur „verdammt geil“ oder „potthässlich“.

Anti-Einheitsbrei…

…und zurück zu den Wurzeln.
Der Honda Civic stand stets für Sportlichkeit, Dynamik, niedrigem Verbrauch und Praktikabilität. Genau das haben die Japaner auch wieder perfekt umgesetzt. In puncto Optik geht der Nippon-Kompakte eigentlich schon als „Flunder“ durch – so geduckt kommt er daher. Hinzu gesellt sich eine aggressive, vor Dynamik strotzende, Frontpartie. WOW! Die sieht echt verdammt scharf aus! Die, für Kompaktwagen eher untypische, lange Motorhaube, hebt den sportlicheren Touch zusätzlich hervor. Einmalig sind die orange-leuchtenden US-Standlichter an den Kotflügeln.
Den Tuning-Freaks unter uns dürfte dieses Amy-Accessoire gut gefallen, ist das nachrüsten bei PKWs, welche keine haben, ja nicht erlaubt – gibt’s diese beim neuen Civic serienmäßig.

Beim Heck der neuen Generation scheiden sich dann wieder mal die Geister. Gelugen? Oder doch eher etwas zu gewagt? Um ehrlich zu sein, musste ich mich anfangs auch erst ein wenig daran gewöhnen, aber je öfter ich mir den Japaner-Hintern angesehen habe, umso mehr gefiel er mir dann doch. Überhaupt in der Sport-Plus-Ausstattung, welche zusätzlich mit zwei mittig platzierten Endrohren daherkommt.
Und das allerbeste: Das sind doch tatsächlich mal Endrohre und keine, im Trend liegenden Fake-Auspuffblenden. Honda zeigt, dass man nicht jeden Firlefanz, welcher aktuell „in“ ist übernehmen muss. DANKE dafür.

Japaner und der Innenraum – von wegen Plastik!

Den Satz haben wir alle schon sicher einmal irgendwo gelesen: Japanisches Fahrzeug – kaum spricht man über den Innenraum, wird immer fleißig erwähnt, wieviel billiger Kunststoff nicht verbaut wurde.
Zugegeben, das war bei Honda früher auch nicht anders. Bis jetzt!

Ich saß mit Abstand in dem am Besten verarbeiteten Honda Civic, der je gebaut wurde. Mit einem Wort: Das Niveau liegt hier schon höher, als bei so mancher Konkurrenz aus Deutschland. Natürlich könnte man jetzt ein wenig meckern und behaupten, dass man eventuell bei der Mittelkonsole nochmals ein klein wenig nachbessern könnte, aber ehrlich gesagt ist dies nicht zwingend notwendig. Immerhin befinden wir uns im mittelpreisigen Kompaktwagensegment und nicht in einer Premiumkarosse. Belassen wir es dabei – die Verarbeitung ist TOP! Es knarzt nichts, es wackelt nichts, es gibt Softtouch – dort wo es hingehört, Knöpfe und Bedienhebeln fühlen sich robust und hochwertig an.

Mit dem Allerwertesten in das Nippon-Gestühl gefallen – ganz richtig, gefallen! Denn beim neuen Civic sitzt man wieder so richtig schön tief, wie in guten alten Zeiten. Spätestens jetzt sticht einem auch sofort der aufgeräumte Innenraum ins Auge. Auch das war nicht immer so – hatte Honda doch eher ein sehr verspieltes Cockpit. Ein kurzer Blick reicht nun, um alles sofort zu durchschauen – selbst wenn man nur so schlau wäre, wie ein Meter Feldweg. Großes Lob verdient auch das sieben Zoll Touchdisplay – dieses leitet die gewünschten Befehle in Windeseile weiter – ohne lange Ladezeiten.

Kleine Verbesserungsvorschläge für das Facelift.. 

Das Volant liegt gut in der Hand, wirkt hochwertig und fühlt sich sehr griffig an. Bemängeln muss man allerdings die Knöpferl am Lenkrad. Was ist denn hier passiert? Diese sehen zwar schick aus, fühlen sich aber an, als hätte man Legosteine eingeschmolzen und anschließend in Form gegossen. Aber gut, irgendetwas muss man beim nächsten Facelift ja noch ändern dürfen.
Übrigens: Start-Stopp-Automatik sucht man vergebens – die gibt’s einfach nicht. Schlimm? Für mich persönlich überhaupt nicht, da dies sowieso immer das erste ist, was ich grundsätzlich abschalte.

Hotel Civic? 

Beim Platzangebot kann sich wirklich niemand beschweren. Im Fond sitzen auch größer gewachsene bequem – auch der Einstieg nach hinten ist problemlos, sofern man sich an der tiefen Sitzposition nicht stört.
Zum Thema Kofferraum möchte ich eigentlich nicht mehr viel sagen, außer: „Wenn das nicht reicht, dann reicht ein Kombi auch nicht mehr!“ Der ist einfach riesig! Bei umgelegten Sitzen könnte man locker zu zweit – einigermaßen bequem – nächtigen.

Die vorderen Sitze sind Honda-Typisch straff gepolstert, aber dennoch sehr bequem. Der Seitenhalt ist grundsätzlich ausreichend, wäre da nicht ein Problem…

Kurvensucht – wann kommt endlich die nächste?

Soviel zum Thema – Kurvenfahrmanie. (Manie = der leidenschaftliche Drang, etwas tun zu müssen.)
…und hier ist das kleine Problem bei den Vordersitzen. Das Fahrwerk ist einfach so bombastisch, dass der übliche Seitenhalt von Standardsitzen einfach nicht mithalten kann. Nach den ersten zwei Kurven fuhr ich gleich mal rechts ran. Tür auf, eine Runde ums Auto. Hmmm… Nein, das ist tatsächlich nicht der Type R. Sicherheitshalber auch noch den Zulassungsschein studiert. Ganz klar – das ist er nicht. Aber dieses Fahrwerk? Selbst richtige Kompaktsportler wie GTI und Co können weniger, beziehungsweise definitiv nicht mehr.
Ist der Civic brettlhart? Ja! Das ist er – und ich persönlich finde es grandios! Aber Honda, wäre nicht Honda, hätte man sich diesbezüglich nicht etwas überlegt. Nämlich ein adaptives Fahrwerk. Den Knopf in der Mittelkonsole gedrückt und schon gleitet man dahin wie auf Wolke sieben. Selbst nach einem sieben Gänge-Menü und zwei Krügerl – natürlich alkoholfreien – Bier, kann man nun getrost jedes Schlagloch nehmen, ohne dass man sich das gute Essen nochmals durch den Kopf gehen lassen muss. Wäre ja auch schade!

CVT raubt die Sportlichkeit? 

Bauchschmerzen, dachte ich zuerst, wird mir nur das CVT-Getriebe bereiten. Wie so oft, raubt einem diese „Gummiband-Automatik“ den Fahrspaß. Doch Honda hat mich diesbezüglich einmal mehr überrascht. Ohne den Japanern jetzt unnötig Honig ums Maul schmieren zu wollen, aber dies ist mit Abstand das beste CVT-Getriebe, welches wir bis jetzt testen durften. Wenn CVT, dann bitte ab jetzt nur mehr so! Und wer’s nicht glaubt, dass man mit so einem stufenlosen Getriebe sogar sportlich unterwegs sein kann, der möge sich doch zum nächsten freundlichen Hondahändler begeben und eine Probefahrt wagen. Grundsätzlich kann ich die Skepsis verstehen, wir glaubten es anfangs ja auch nicht.

Der 1.5 Liter Turbo-VTEC Motor hängt sehr gut am Gas und gibt dem Civic auch schon von unten heraus viel Power mit auf den Weg. Ein Ende der Kraftentfaltung gibt’s erst beim Begrenzer – VTEC sei Dank!

Die größte Überraschung war allerdings der Verbrauch. Nun gut, die angegeben 6,1 Liter von Honda haben wir nicht erreicht. Aber 7,0 Liter, bei „normaler Fahrweise“ ohne gedrückten ECO-Knopf, empfinden wir für 182 PS, dann doch recht passabel.
Hat man jedoch eine wunderbare, kurvenreiche Strecke vor sich, dann kann es doch des Öfteren vorkommen, dass man wieder in die Kurvensucht verfällt. Dadurch können es auch schon gerne mal 9 Liter werden.

Bezüglich der Bremsen gibt es auch nichts zu meckern. Sehr gute Dosierung – nicht zu sensibel, aber eben auch nicht zu lasch und selbst bei mehrmaligen „in die Eisen“ standhaft.

Wie immer als eingefleischter Gas-Junky, dürfte der Auspuffsound ein wenig intensiver ausfallen – wobei eigentlich ist er so gut wie garnicht vorhanden. Selbst das Pfeifen des Turboladers ist lauter, als das Getöse aus den 2 edlen Endrohren.
Immerhin sorgen 11 Lautsprecher mit 465 Watt Leistung zumindest im Innenraum für genügend Lautstärke.

Mein FAZIT:

Was mich begeistert:
FAHRWERK!!! Und das ist nicht mal der Type R!
Platzangebot
Verbrauch im Verhältnis zum Durchzug

Was ich mir noch wünschen würde:
Mehr Auspuffsound (Hey! Das Teil heißt Sport Plus)
Einen freien Tag auf einer Rennstrecke mit vielen Kurven.

Factporn:

Modell: Honda Civic 1.5 VTEC TURBO – Sport Plus
Motor / Antrieb: Vierzylinder-Reihenmotor mit Turbo-Aufladung, 16 Ventile, zwei obenliegende Nockenwellen (DOHC) Leichtmetall-Motorblock und -Zylinderkopf, variable Ventilsteuerung VTEC mit Dual VTC
Hubraum / Verdichtung: 1.498 ccm3 / 10,6:1
Leistung  kW /PS (Gesamt): 134 kW / 182 PS bei 6.000 U/min
Drehmoment: 220 Nm bei 1.700- 5.500 U/min
Antrieb: Frontantrieb
Fahrwerk – Vo.Achse / Hi.Achse: McPherson Radaufhängung, Mehrlenker-Aufhängung
Getriebeart: stufenloses Getriebe (CVT) variabel mit 7 simulierten Gangstufen
0-100 km/h: 8,4 Sekunden
V-Max: 200 km/h
Verbrauch Werksangabe – Stadt/Land/kombiniert, l/100 km: 7,9 / 5,0 /6,1
Verbrauch Test – Durchschnitt: 7 Liter
Leergewicht:
1.357 kg
L/B/H: 4,518 / 2,076 (inkl. Außenspiegel) / 1,434 (Meter)
Radstand: 2,697 (Meter)
Wendekreis: 11m
Felgen / Reifen: 17 X 7 J, 235/45 R17
Kofferraumvolumen: 492 bis 1.187 Liter
CO2 Emissionen:
139g/km
Tankinhalt:
46 Liter
Kraftstoff:
Super 95
Honda Civic zu haben ab: 20.990 € (Modell S, 1.0)
Basispreis Honda Civic Sport Plus:
31.590 €
Preis Testfahrzeug inkl. NoVA und Mwst: 32.890 €

 (c) Bilder: Gas Junky, Dom Quattro Fotografie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert